Sonntag, 11. Dezember 2022

24. Advent 2022 - Heiligabend





















Traumkugeln

Das Christkind flog zum Fenster rein
und schmückte meinen Baum,
in jeder Kugel spiegelt sich
von mir ein stiller Traum
Da sind: Der Frieden in der Welt,
dass niemand hungern muss,
dass sich ein jeder rasch verträgt,
gab es einmal Verdruss;
dass niemand Wälder erdgleich macht,
die Sauerstoff uns spenden,
dass keine Tiere – sinnlos oft –
durch Menschenhand verenden,
dass Hass und Neid nicht mehr regiern,
Vergangenheit nur sind
durch Liebe, Freundlichkeit ersetzt
vom Ält’ren bis zum Kind;
dass jeder gern ein Lächeln schenkt,
das dich und mich beglückt,
dass niemand böse Worte spricht! .....

Ich weiß, es klingt verrückt!

Die Kugeln sind mit Träumen voll.
Wer weiß, ob irgendwann
der eine, and’re sich befreit,
„lebendig“ werden kann!?


Richard Mösslinger


Ich wünsche allen Mitgliedern des ELKK,
allen Lesern des Blogs, ein fröhliches und
besinnliches Weihnachtsfest!


Reinhard Mermi
(Blogredaktion)

23. Advent 2022





















Weihnocht mit Gschenkn

Ih hoff, dass net okimmt
as Schenkn und Kriagn,
Lametta und Noschzeug,
dass d´ Christbam sih biagn,
die Liader der Weihnocht
und ´s Leuchtn der Augn
waunn den Kindern die Packerl
mit Geschenkn tuat taugn,
waunn am Handy bold kemman
die Wünsch va d´ Bekaunntn,
ban Christbam beinaund stehn
die engstn Verwaundtn,
stille Nacht singt daunn jeder
holt sou guat dass as kaunn...

Nur ih sogs euch gaunz ehrlich
auf des olls kimmts net aun,
wal ih denk, dass da Herrgott
koa Freud damit hätt,
dass ma grod in sein Nauman
sou a Gschatz mochn tät,
dass ma ´s Christlindl heut
nur zur Glegnheit nimmt
und dass just nur die Soch
mit ´m Wunschzettl stimmt,
ih haun nix gegn Bescherung
und Familie mit Freud,
waunn ma nur net vagessn
wos die Weihnocht bedeut!


Maria Schneider

22. Advent 2022





















Mariä Empfängnis

Merkur, Hofer, Lidl,
alle sind davon betroffen.
Penny, Interspar und Unimarkt –
sogar die Kirchen haben offen.

Ikea, Leiner, KIKA, Lutz
können auch auf Kunden hoffen,
so wie Hornbach, OBI, Möbelix –
man sagt, auch Kirchen hätten offen.

Adler, Vögele und Palmers
locken mit ihren Stoffen.
Daneben warten Douglas, BIPA und dm –
nur, warum sind die Kirchen offen?


Josef Graßmugg

Samstag, 10. Dezember 2022

21. Advent 2022
















limerick goes advent

ich frage mich tagein tagaus
wo lebt er denn der nikolaus
bei den elchen
doch bei welchen
oder im einfamilienhaus?

lebt er denn in einer kita
dorten dann als untermieta
als jäger von fall?
gar im hasenstall?
oder bei heinz und roswitha

man sagt auch er lebe wohl
hoch im norden dort am pol!
lebe dorten schlicht
bei polarem licht
verzehre nur bratwurst mit viel kohl!


Tasso J. Martens

20. Advent 2022















Wer bist du

Peters zuhause ist die straße, heute ist weihnachtsmarkt.
Henrys zuhause ist seine warme wohnung, möbel reden nicht.
Henry kennt Peter, spricht ihn an, die brücke ihrer einsamkeit
löst worte aus ihnen. Sie gehen in das lokal ‚‘café heart-rock‘.


Dagmar Weck

19. Advent 2022











Christgeschenk

Mein süßes Liebchen! Hier in Schachtelwänden
gar mannigfalt geformte Süßigkeiten.
Die Früchte sind es heilger Weihnachtszeiten,
gebackne nur, den Kindern auszuspenden!

Dir möchte ich dann mit süßem Redewenden
poetisch Zuckerbrot zum Fest bereiten;
allein was soll's mit solchen Eitelkeiten?
Weg den Versuch, mit Schmeichelei zu blenden!

Doch gibt es noch ein Süßes, das vom Innern
zum Innern spricht, genießbar in der Ferne,
das kann nur bis zu dir hinüber wehen.

Und fühlst du dann ein freundliches Erinnern,
als blinkten froh dir wohlbekannte Sterne,
wirst du die kleinste Gabe nicht verschmähen..


Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832

18. Advent 2022











Weihnachtliche Verheißung
(Psalm 91)

Es ist eine Zuversicht
die uns nicht aufgibt
uns Mut zumutet
sie nicht zu verlieren
in unserer Bedrängnis

inmitten von Düsternis
ist ein Hoffnungsleuchten
unbegreiflich nah
göttliche Verheißung
eines Urvertrauens
das uns geschenkt ist
unfassbar allmächtig
in unserer Zeitlichkeit


Manfred F. Kolb 2020

17. Advent 2022


Die Tasche

„Mutter, ich geh‘ dann mal, Hannes kann ich heute am Heiligen Abend nicht allein lassen, er hat nur mich“, Benedict nimmt seine große Tasche, „ein paar Geschenke bringe ich ihm.“ „Das hast Du im letzten Jahr auch getan, und im Jahr davor auch, Hannes kommt nie zu uns, er könnte ja mal kurz vorbeikommen, morgen vielleicht?“ Ins Herz trifft Benedict der kühle Blick von Mama Sophie.

Er betrachtet die goldenen Kugeln des geschmückten Weihnachtsbaumes und schaltet die Lichterkette ein. Benedict setzt sich auf die Couch. „Warum weinst du denn, mein Sohn?“ Sophie geht zu ihm, streichelt seine Wange. „Ach, Mama, ich freue mich auf die Weihnachtstage.“ Sein Gesicht erzählt etwas anderes. „Stimmt etwas nicht mit dir, Benedict?“ Der Sohn antwortet nicht.

Am späten Nachmittag verlässt Benedict die Wohnung seiner Mutter mit seiner großen Tasche, ihre rote Farbe fällt auf. „Hallo, Robert“, Benedict grüßt seinen älteren Nachbarn.” “Gehst du wieder zu Hannes, Benedict?“ Robert hat eine warmherzige Stimme, „ wenn du wieder hier bist, komm doch zu mir, ich bin heute allein.“

„Wie?“ Benedict zeigt sich völlig überrascht, „vielleicht, Robert.“ Weihnachtslieder hört Benedict im Hausflur, er kommt zurück in sein Wohnhaus. „Deine Mutter ist schon weggegangen, Benedict,“ Robert steht im Hausflur. „Ich weiß, darf ich gleich zu dir kommen, Robert?“ Robert lächelt ihm zu und nickt.

Dunkelrote Kugeln geben Roberts Weihnachtsbaum ein wohliges Zuhause, die strahlende Lichterkette erzählt, der Heilige Abend ist heute, Benedict, du bist willkommen. „Danke für die Einladung, Robert, Mutter ist wie immer bei ihrer Freundin, ohne dich wäre ich auch allein gewesen..“ Ich weiß, schön, dass du gekommen bist, ich bin in den letzten Jahren immer einsam gewesen an diesem Tag.“ „Oh, das wusste ich nicht.“ „Lieber junger Nachbar Benedict, wir kennen uns schon lange, was ist mit deinem Freund Hannes?“„Nichts, Robert, ihn gibt es nicht, meine Tasche war leer, Hannes habe ich erfunden, Mama und andere Nachbarn sollten nicht merken, dass ich keine Freunde habe, auch keine Freundin, nur Mama.“ „Das habe ich gemerkt“, Robert hat eine sensible Seite. Benedict lehnt sich entspannt in der Couch zurück, die neue Wahrheit macht das Leben wieder schön.

Dagmar Weck

16. Advent 2022

Ganz still und hoamlih

Ganz still und hoamlih is’s gschehgn in der Nacht,
sölm hat a Jungfrau oan Buabm zu uns bracht.
In aner Krippm auf Stroh is er glegn,
hat in der Stund schon in Friedn da(r)sehgn.

Hirtn sand kemman von fern und von nah,
’s Büabl zan ehrn, zwegns dem warn sie da.
D’ Engl im Himml habn gsungan ganz leis’
grad von dem Wunder in himmlischer Weis’.

’s Büabl im Kripperl schaut unschuldi’ drein,
fragt mit die Äugerl: „Wird Friedn bald sein?
Sehgts, ih va(r)hoaß enk den Friedn auf Er(d)n,
müassts nur a wengerl varnünftiger wer(d)n!“

Stille, du liabliche, halige Nacht,
d’ hast den Erlöser uns oanstns va(r)macht.
Gib, dass der Friedn, den er uns va(r)kündt,
uns all mit’nander ah iadn Tag findt!


Richard Mösslinger


15. Advent 2022















Generationswechsel

Da Hias is nebm seiner Leni vorm Christbam gstandn. Mitsamt ihre vier Kinda hobms “Stille Nacht” gsungen. Da Hansl, da Luisl, da Sepp und die Mizzerl hobm gaunz große Augn kriagt, wias an Bam und die Packerln gsehn hobm. Do hobm die Eltern gwisst, dass der gaunze Aufwand nit umsunst woar. Es woar nit leicht, den Bam ausn tiaf verschneitn Wold zan huln. Und die Leni hot ouft a Nocht opfern müassn, bis sie füa jeds von die Kinda wos gstrickt hot ghobt. Haubm, Handschuah, Sockn – wos holt a jeds braucht hot. Drausst in da koltn Hüttn hobms den Bam aufputzt; mit Sochn, des eh schon johrelang nemman.
Aber es hot sih auszohlt. Und noch da Bescherung sans olle miteinand ins Tol obi gaungan, zur Christmettn.

***

Hans kann sich noch gut an seine Kindheit erinnern. Es war schön, wenn er mit den Eltern und seinen Geschwistern Alois, Josef und Maria den Heiligen Abend verbrachte. Jetzt steht er mit seiner Frau Helga und den Kindern René und Jaqueline vor dem Christbaum. Wenn er in die Kinderaugen sieht, merkt er, dass die Ausgaben nicht umsonst waren. Den Baum hatte er günstig am Christbaummarkt erstanden. Seine Frau hatte den Schmuck schon damals mit den Weihnachtskeksen gekauft. Die Geschenke, die sich die Kinder gewünscht hatten, hatten sie im Elektrogroßmarkt gefunden. In dezenter Lautstärke erklingt aus dem CD-Player “Stille Nacht”. Zumindest die Eltern wollen sich im Fernsehen die Christmette ansehen.

***

Vielleicht wird René am Heiligen Abend seine Kindheitserinnerungen wachrufen; wie er mit den Eltern und seiner Schwester Jaqueline vor dem Christbaum stand, und seine wunschgemäßen Geschenke in Empfang nahm. Vielleicht wird er selbst einen Baum haben – in Naturfarben, frei von PVC und Weichmachern. Wahrscheinlich wird er den Abend gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin verbringen. Vielleicht werden sie sogar darüber reden, wie es wäre, Kinder zu haben.

***


Josef Graßmugg

14. Advent 2022


















Die Botschoft

Da Erzengl Gabriel hot daumols auf d´ Nocht
da Jungfrau Maria die Botschoft mitbrocht,
du wirst, hot er gsogt und ih tua gwiss net lüagn
recht bold a kloans Kinderl, a Buzale kriagn.

Do frogt die Maria wia soll denn des gschehgn,
ih haun jo koan Maunn, host du des net gsehgn?
do sogt drauf da Engl, hiatzt hör ma guat zua,
vom Herrgott kriagst´s Kindl und des is a Bua.

Do moant hiatzt des Madl und mocht an kloan Knix,
waunn´s da Herrgoutt sou wüll, do hilft olles nix,
nur host´n du gfrogt wos da Bua kriagt für´n Naum?
„Na „Jesus“ natürlih, den gibt’s jo nou kaum.“

Drauf sogt die Maria, daunn solls holt sou sein,
Goutt Votta wird’s wissn, sou denk s´ insgeheim,
drum sogt sie zan Engl, hiatzt fliag wieder hoam
und gleih drauf woar ´s Madl daunn wieder alloan.

Do trifft sie an Josef, hot eahm d´ Hoamlichkeit klogt,
zerst woar er daschrouckn, dou daunn hot er gsogt,
ob heut ghörst za mir, loss dih hiatzt net alloan,
seit daumols is d´ Menschheit gwiss neahma valorn.


Aus dem Buch: Sou wia ma redn
Maria Schneider



13. Advent 2022

Heiligabend in den Bergen mit einer Gämse

Meine beiden Brüder und ich hatten auf der letzten unserer jährlichen Bergtouren beschlossen, einmal Weihnachten gemeinsam in einer Berghütte zu verbringen. Wir verabredeten, uns zur Mittagszeit am Tag vor HeiligAbend in der Similaun-Hütte in den Ötztaler Alpen zu treffen, um gemeinsam ein paar besinnliche Tage abgeschieden vom weltlichen Getriebe zu verbringen.

Ich sollte Proviant für 4 Tage einkaufen, die Schlüssel für die um diese Zeit unbewohnte Berghütte vom Wirt des Gasthofs Gstrein in Vent besorgen und einen Tag vor unserem Zusammentreffen die Hütte für einen zünftigen Bergurlaub vorbereiten. Meine Brüder würden einen Tag später ankommen.

Vom Dorf Vent aus, am äußersten Ende des Ötztals in 1900 Meter Höhe gelegen, machte ich mich am 23. Dezember des Jahres 1960 nach Erledigung der Einkäufe auf den Weg und erreichte nach 5-stündigem Aufstieg über den gut markierten Steig die in 3100 m Höhe gelegene, verschneite Similaun-Hütte.

Nach einer ersten Inaugenscheinnahme der Hütte machte ich mit meinen mitgebrachten Kurz-Skiern eine erste Erkundungstour in die Umgebung meiner zünftigen Behausung unter halb der Bergkette der Ötztaler Alpen mit ihren majestätischen Gipfeln, unter denen der Gipfel des 3.666 Meter hohen Similaun herausragte.
Als die Dunkelheit hereinbrach, entfachte ich mit dem im Vorraum gestapelten Holzvorrat ein Feuer im Kamin, verstaute ich den Inhalt des schweren Rucksacks, der mit Vorräten für 3 Personen und einem Weihnachtsgesteck bis zum äußersten Rand voll gestopft war. Elektrischen Strom gab es damals auf der Hütte noch nicht, aber Petroleumlampen mit einem großen Vorrat an Brennstoff in Kanistern.

Später am Abend bereitete ich mir aus den mitgebrachten Vorräten ein Abendeseen zu. Dann überfiel mich ein tiefer Schlaf.

Am nächsten Tag, an dem meine Brüder um die Mittagszeit eintreffen wollten, bezog sich vormittags der bis dahin tiefblaue Himmel. Bald begann es zu schneien, erst in vereinzelten Flocken, später in immer dichter und dichter werdenden Schwaden. Und Wind kam auf, der sich nach und nach zu einem ausgewachsenen Schneesturm entwickelte.
Auf meine Brüder wartete ich an diesem Tag vergebens. Ich konnte mit ihnen keinen Kontakt aufnehmen, weil es zu der damaligen Zeit noch kein Telefon auf den Berghütten gab; und Handys waren noch nicht erfunden.
Und da es auch kein Radio auf der Hütte gab, war ich von der Umwelt ganz und gar abgeschnitten.
Es stürmte und schneite ununterbrochen. Am späten Nachmittag machte ich mich langsam mit dem Gedanken vertraut, HeiligAbend allein in der Similaun-Hütte zu verbringen zu müssen.
Von Zeit zu Zeit kämpfte ich mich durch Schneewehen nach draußen, um Fenster, Hüttentür und Zugang notdürftig freizuschaufeln und den Holzvorrat am Kamin zu ergänzen, der in einem Verschlag vor der Hütte aufgestapelt war. Bei einem Nachschubgang nach draußen meinte ich am Holzstapel ein Glöckchen bimmeln gehört zu haben. Ich blickte angestrengt in das Schneetreiben, aber in der Dunkelheit war nichts zu erkennen. Ich lauschte, jedoch das Geräusch wiederholte sich nicht, nur das Brausen des Sturmes setzte nach einer kurzen Unterbrechung wieder mit Macht ein. Da musste mir die Einbildung einen Streich gespielt haben, ging es mir durch den Kopf.

Gerade als ich wieder mit einem Arm voll Holz in der Hütte angekommen war, meinte ich an der Hüttentür ein Klopfen gehört zu haben. Das konnte eigentlich nicht sein. Ich schrieb das dem Schneesturm zu, der sich irgendwo Klopflaute erzeugend verfangen hatte. Gerade wollte ich mich an den Kamin setzen, als das Klopfen wieder ertönte, diesmal lauter und deutlicher. Erstaunt begab ich mich zur Tür, um dessen Ursprung im dichten Schneetreiben auszumachen.

Und da sah ich es beim Öffnen der Tür: vor mir stand eine verschneite Gämse, die wohl mit ihren Hörnern gegen die Hüttentür gestoßen hatte.

Woher kam bei diesem Wetter eine Gämse, die bei dieser Witterung eigentlich den Aufenthalt im tiefer gelegenen Wald bevorzugte?, ging es mir durch den Kopf. Als ich am Hals des Tieres ein Band mit Glöckchen und mit einem eingeklinkten Karabinerhaken entdeckte, war mir klar, dass es sich bei meinem Gast mit noch kleinen Hörnchen um eine zahme Gämse handeln musste, die vielleicht aus einem Stall entlaufen und sich bis hierher verirrt hatte.

Ohne meine Reaktion auf den unverhofften Besuch abzuwarten, lief sie an mir vorbei und blieb vor dem Kamin stehen. Sie muss
diese Hütte kennen, dachte ich bei mir, vielleicht gehört sie ja dem Hüttenwirt vom Gasthof Similaun und war im Sommer öfter hier oben gewesen?
Ich legte das Holz ab und überlegte, was ich nun unternehmen sollte. Das Tier nach draußen zu jagen kam nicht in Frage. Also musste ich der Gämse einen Herbergs- und Schlafplatz richten. Dafür diente mir eines der Strohbetten aus dem Gemeinschaftsschlafraum, auf dem sich die Gämse mit eingeknickten Beinen sofort niederließ. Daran erkannte ich, dass es ein junges Tier war, das mit Menschen zusammen lebte und deshalb auch keine Scheu vor mir hatte.

Ich wusste, dass die Nahrung von Gämsen im Sommer aus Kräutern, Blättern, Kiefernnadeln und Alpenkräutern und im Winter aus Moos, Flechten und Gräsern bestand. Aber woher sollte ich bei dem Schnee Futter nehmen? Als ob die Gämse meine Überlegungen ahnte, erhob sie sich plötzlich und strebte auf die Tür der Vorratskammer zu, in der ich tatsächlich Trockenfutter für Rehe fand. Die sichtlich ausgehungerte Gämse verschmähte die Nahrung nicht, auch nicht das Wasser, das ich ihr in einer Schüssel hinstellte.

HeiligAbend mit einer Gämse statt mit meinen Brüdern zu verleben, das hatte ich mir nicht träumen lassen. Bald fielen ihr vor Erschöpfung die Augen zu und so bekam sie nicht mit, dass ich die Kerzen des mitgebrachten Weihnachts-gestecks anzündete und die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evange- lium mir leise vorlas. Dann bereitete ich mir aus den mitgebrachten Vorräten eine Mahlzeit zu, die ich mit einem Glas Rotwein krönte.

Gedankenverloren saß ich vor dem langsam verlöschenden Kaminfeuer, zu meinen Füßen eine schlafende Gämse. Das Bild der Krippe von Bethlehem tauchte vor meinem inneren Auge auf, nur dass da damals kein Schneesturm draußen tobte. Aber das Bild eines Hirten, der zwar keine Schafherde hütete, aber eine Gämse wie ich, drängte sich mir auf.…

Um Mitternacht hörte es auf zu stürmen und zu schneien. Ich trat vor die Tür, aber nicht allein: die Gämse stand plötzlich neben mir und drückte ihren Körper an meine Beine. Sie ließ sich streicheln und stupste mich immer wieder zutraulich mit ihren noch kleinen Hörnern.

Die Wolkendecke lichtete sich buchstäblich in Windeseile und bald funkelten am sternklaren Himmel die Sterne; weit unten im Tal blinkten die Lichter von Vent; der hell erleuchtete Marktplatz, auf dem ein riesiger Tannenbaum aufgestellt war, war schemenhaft zu erkennen. Von Zeit zu Zeit drangen Glockenklänge der Mitternachtsmesse an mein Ohr.
Dann war es still.
Fasziniert betrachtete ich dieses Schauspiel, das nur uns, dem einsamen Mensch mit seiner Gämse vor einer Berghütte zu gelten schien.

Am ersten Weihnachtstag wollte ich mit Schneebrettern den Abstieg ins Tal wagen. Aber wie sollte die Gämse ins Tal kommen? Laufen konnte sie in dem inzwischen hoch aufgetürmten Schnee bergab ins Tal nicht.
Da hatte ich eine Idee, die ich gleich in die Tat umsetzte. Ich hüllte die Gämse vorsichtig in eine für Bergrettungseinsätze vorgesehene Plane, was sie geduldig mit sich geschehen ließ, als ob sie ahnte, dass diese Maßnahme zu ihrem Transport diente.
Und dann zogen wir langsam bergabwärts: ein seltsames Gespann, bestehend aus einem Mann auf Schneeschuhen, der eine gefüllte Plane hinter sich herzog.
Meine mir am Ortseingang entgegen kommenden Brüder hatten sich schon Sorgen um meinen Verbleib gemacht, aber gehofft, dass ich den Schneesturm in der Hütte gut überstanden hätte. Bestärkt wurde Ihre Hoffnung auf meine Unversehrtheit darin, dass ich von der mitgeführten Signalpistole keinen Gebrauch gemacht hatte, denn das Aufleuchten eines roten Notsignals am Himmel wäre vom Tal aus zu sehen gewesen… Meine Brüder staunten nicht schlecht über mein lebendiges Mitbringsel, das ich vorsichtig aus der Plane zog und auf die Beine stellte.

Die junge Gämse trabte davon und fand ihr Zuhause von ganz allein wieder,

Die Freude über dieses unverhoffte Weihnachtsgeschenk war vor allem bei der kleinen Tochter Vroni des Gastwirts des Gasthofs Gstrein riesengroß, denn niemand hatte mit dem Überleben der Gämse mit dem schönen Namen Mathilda bei dem Unwetter gerechnet. Als Kitz war sie im Frühsommer von der Tochter in verletztem Zustand in den Bergen gefunden und nach ihrer Rettung mit der Flasche aufgezogen worden. Und da Vroni im Sommer öfter mit Mathilda Besuche in der Berghütte machte, kannte die Gämse natürlich den Weg dorthin und hatte ihrem Instinkt folgend einen Unterschlupf in der Hütte gesucht…

Nach drei Tagen Gastfreundschaft bei der Familie Gstrein fiel mir der Abschied von der Weihnachtsgämse Mathilda doch schwer; sie schaute mir noch lange nach, als ich mich mit meinen Brüdern von ihr und Vroni verabschiedete...

ENDE

Manfred Kolb idF 24.12.2020

Mittwoch, 7. Dezember 2022

12. Advent 2022

Man sieht nur mit dem Herzen gut,
das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“

Aus: Der kleine Prinz
Antoine de Saint-Exupéry






















Montpellier: Place de la Comedie
la France Weihnacht 2019

11. Advent 2022













Die Christtagsfreud (nach P.Rosegger)

D' Muatta hat'n aufgweckt, in zwölfjahrign Buabm
und gsagt: „Leg dih schnöll an, aft über die Huabm
durchn Weg abi nach Langenwang lafn.
Woaßt Bua, sollst Sachn für Weihnachtn kafn!"
Der Vater moant noh: „Mia is wer was schuldi.
Geh drentn zu eahm und wart durt geduldi,
bis d' in der Hand hast deis schuldige Göld,
von dem kafst aft ein, was die Muatter bestöllt!"'
So stapft er im Schnee durchn finstaren Wald,
seine Schriatt knirschn laut, es is fürchterlih kalt.
Es wird langsam deimi und nach a paar Stundn
is deis Büabl, deis kloane, in Langenwang untn.
Da geht er in d' Kirchn um für Beihülf zan betn
und während der Mess hat er d'Orgl fest tretn.
Drauf geht er zan Schuldner. Er passt eahm hint' a(b),
kriagt nur an kloan'n Tal, mehr hätt er net da.
Mit dena paar Kreiza schleicht zan Greißler er hin
und lasst sih dort einpackn, was sei Muatter im Sinn.
Is Göld war vül z'weni, drum war er varlegn,
aber d' Kauffrau hat's lass'n, was im Rucksack is glegn,
wal: „In Waldbauern vom Alpl, den kenn ih scho lang,
von dem kriag ih's schon hinta, da is ma(r) net bang."
Und mit auf'm Weg, der natürlih recht weit,
gibt s' eahm tricknate Zwetschkn als Weihnachtsvurfreid.
Mitm vollpacktn Ranzl, so spoacht er fest aus,
und is in Gedankn ban Haliabndschmaus.
Ba d’ Kreizung aufs Alpl, da muass er kurz rastn,
möcht jausnan an Bissn und a(b)legn die Lastn.
Frisch gstärkt und voll neichgfasster Kraft moant er, dass er’n Weg hiatz leichter darschafft.
Es dauert net lang, da ziacht's wieder schwer,
da kimmt a laut’s Schlittngspann feiri daher.
Der Herr von Hoh'nwang lasst sih da ziagn


Die Christtagsfreud...Interpretation: Richard Mösslinger

10. Advent 2022















Angel’s Share

I.

Auch das kann
Wille. Ohren schneiden
Augen stechen. Lippen nähen
Strafe. Volks
Belustigung

Wir schulden nicht
Wir neiden nicht

Den Engeln dieser Welten
Destillerien schottischer Highlands

II.

Brutal neigt sich
Die Rinne. Stürzt hinab
Ins gleißende Nichts

Unter mir
Die Kante des Schis
Allein. Die rechte
Sprung. Die linke
Rauchend der Bruch

So what? Ha!
Angel’s share?

Not yet


Peter Veran

9. Advent 2022















Weihnochtn hot scho sein Sinn...

...für mih als Kind:
Ih mecht vül Geschenke kriagn.
Mehr ols wie die Nochborskinder.
Der Gobntisch, der soll sih biagn.
Ih gfreiat mih den gaunzn Winter.

...für mih als Gschäftsmaunn:
Da Umsatz, der muass passn.
Vor ollem aber, der Gewinn.
Wenn die Leut so richtig prassn,
dann hot Weihnachtn an Sinn.

...für mih als Pforrer:
Es gibt hiatz endlih wieder Tog,
wo Menschn in die Kirchn gehn.
Ih stöll mih eh scho lang die Frog:
Wüll eppa koaner auferstehn?

...für mih als Häftling:
Die Vorgabm passn eh genau,
für a Weihnachtsamnestie.
Ih hoff nur, ih verloss den Bau.
Ih verdienats, irgendwie.

...für mih als Bettler:
Saukolt is oft in dera Zeit,
dass ih mih net erwärmen kau´.
Drum gebms hiatz mehr, die Leit.
Und manche schaun mih sogar au´.


Josef Graßmugg

8. Advent 2022

Die Kirchenmaus

Die Weihnachtstage verbrachte ich als Student gern im Hotel Similaun in Österreich in der der 1895 Meter hoch gelegenen Ortschaft Vent, zur Gemeinde Sölden im Ötztal gehörig. Dieser Ort war nämlich ein Ausgangspunkt für viele Bergtouren. Und so hatte ich mir vorgenommen, am 2. Weihnachtsfeiertag die 3768 Meter hohe Ötztaler Wildspitze zu ersteigen.

Ich machte mich mit Beginn der Morgendämmerung, bepackt mit Rucksack, Eispickel,, Steigeisen und Seil auf den Weg in der Hoffnung, noch im hellen Tageslicht wieder in Vent zu sein.

Die Kletterei ließ sich gut an. Mittags erreichte ich bei strahlendem Sonnenschein den Gipfel. Nach kurzer Rast, dem Eintrag ins Gipfelbuch und dem obligatorischen Gipfeltrunk unter dem Gipfelkreuz, machte ich mich auf den Rückweg durch den schneebedeckten steilen Hang hinab ins Tal.

  Und da passierte es:

Ein Schneebrett, auf das ich nicht geachtet hatte, gab nach und ich geriet ins Straucheln, woraus ein Sturz wurde und ein immer schneller werdendes Gleiten auf dem Schneehang talwärts. Alle Versuche, die rasante Fahrt zu stoppen oder wenigstens zu verlangsamen oder zu steuern, schlugen fehl. Die Höllenfahrt schien kein Ende zu nehmen. Der Rucksack hatte mich in eine Kopflage gedreht, sodass ich den sich rasch nähernden Abbruch des Hanges mit dem Ende des Schneefelds immer deutlicher erkennen konnte.

Ein durch Mark und Bein gehender Ruck gebot dem Gleitsturz plötzlich Einhalt. Ein aus dem Schneefeld knapp herausragender Baumstumpf hatte sich im Tragegurt meines Rucksacks verfangen und so meinen Rutsch abrupt gestoppt.

Nach einer Weile, als das Zittern meines Körpers etwas nachgelassen hatte, erhob ich mich in Sitzposition und holte meine Steigeisen aus dem Rucksack, um schweren Schrittes den Weg wieder zum gesicherten Steig zu nehmen.

Kurz vor Vent, noch immer angefüllt vom Dank an den Schutzpatron der Bergsteiger Bernhard von Menthon aus Novara, suchte ich die Pfarrkirche auf, um dort ein Gebet zu verrichten. Als ich die kleine Kirche betrat, stellte ich fest, dass ich nicht der Einzige war, der den stillen Ort aufgesucht hatte, um an einer Andacht zu teilzunehmen, die für den späten Nachmittag anberaumt war.

Ich nahm meinen Rucksack ab und setzte mich in die freie letzte Reihe um für mich ein Dankgebet für die Rettung aus Bergnot an den Himmlischen Vater zu richten.

Als ein Kirchenlied angestimmt wurde, erhob ich mich mit dem Anwesenden. Dabei fiel mein Blick auf das Sitzpolster neben meinem Platz. Was ich dort sah, verschlug mir den Atem. Da saß doch eine rotbraune Maus mit kugelrunden schwarzen Augen, die mich unverwandt anstarrten. Die räumliche Nähe des Nagers aus der Familie der als scheu bekannten Mäuse verwirrte mich. Regungslos verharrten wir beide in unserer Position. Als ich mich im Zeitlupentempo wieder hinsetzte, erlebte ich Erstaunliches: die Maus bewegte sich in zwei Trippelschritten auf mich zu. Das verwunderte mich, bis mir bewusst wurde, dass es sich bei dem Tier um eine arme Kirchenmaus handeln musste, die es gewohnt war, dass sich zuweilen Menschen in ihrem Zuhause aufhielten.

Da hatte ich eine Idee: so langsam wie es vermochte öffnete ich mit meinen Fingern eine der Seitentaschen meines Rucksacks, um aus meinem Vorrat ein Stückchen Käse und mein Taschenmesser herauszuholen. Alles das beäugte die Kirchenmaus mit größter Aufmerksamkeit, immer auf dem Sprung, blitzschnell das Weite zu suchen. Aber ich hatte Glück. Die Maus nahm das abgeschnittene und vorsichtig auf das Sitzpolster gelegte Stückchen Käse und verschwand damit unter die Sitzbank. Nach kurzer Zeit kehrte sie zurück, um sich das nächste Stückchen Käse abzuholen. Und das setzte sich zu meinem Vergnügen eine ganze Weile so fort.

Bei diesem Service für eine hungrige Kirchenmaus war mir völlig entgangen, dass die Andacht ihr Ende gefunden und der Pfarrer neben meinem Sitzplatz Aufstellung genommen hatte, um die Maus und mich mit größtem Wohlwollen zu betrachten.

„Antonia“ hat es gut bei Ihnen“, hörte ich ihn sagen. „Nicht an alle Besucher traut sie sich heran. Nur an die, die ein gutes Herz haben. Sie spürt das auf eine uns verborgene und geheimnisvolle Weise. Bleiben Sie ruhig mit Antonia zusammen, so lange Sie mögen.

Ich lasse die Kirche offen. Ich habe Iren Rucksack gesehen und Sie in Bergsteigermontur beim innigen Gebet. Da ist wohl der Schutzpatron der Bergsteiger tätig gewesen, oder irre ich mich?“

Als ich nickte, verließ er lächelnd die Kirche.

ENDE



Manfred Kolb

Dienstag, 6. Dezember 2022

6. Advent 2022 - Nikolaus

Silberstern und Zauberstift
In angespannter Vorfreude aus dem Bett hüpfen, hinlaufen zum Kalender, ich darf das erste Türchen öffnen! Fasziniert stehe ich vor einem Marktbrunnen mit einer Häuserreihe und leuchtenden Straßenlaternen, einem dunklen Abendhimmel mit hellen Sternen und einem goldgelben Sichelmond. Alles glänzt und glitzert. Mein Adventskalender! Mit beiden Händen streiche ich über seine Oberfläche. Als ich meine Handflächen anschaue glitzern sie, unzählige kleine Silberlichter, jetzt bin ich verzaubert! Glücklich! „Wenn du den Silberglitzer weg machst, kommt das Christkind nicht, also lass es sein“, ermahnt mich Mama, und zu meinem Leidwesen muss ich mir die Hände waschen, kein Zauber mehr, Mutti kontrolliert. Auf dem Kalender versteckt sind kleine Zahlen, die zu kleinen Türen gehören. Wenn ich bei der großen Flügeltür mit 24 bin, kommt das Christkind, erklärt mir Oma. Es bringt mir ein Geschenk, aber nur dann, wenn ich brav und folgsam bin. Hinter den Fensterläden verbergen sich bunte Bilder, eine Brezel, ein Ball, eine Puppe und vieles mehr. Jedes Mal, wenn ich ein Türchen öffne, streiche ich mehrfach mit dem Finger über die kleine Fläche, die ich anschließend fest an den Untergrund drücke, damit Mama und das Christkind nicht sehen können, dass die vielen winzigen Silbersterne an meinen Fingern haften, Zaubersterne für den Tag, die ich nicht verlieren möchte. Händewaschen meide ich. Die Fußbank vor das Waschbecken schieben, den Wasserhahn aufdrehen, am Handtuch rupfen, fertig. Doch an einem Tag entdeckt Opa meine Glitzerfinger. „Ah“, schmunzelt er, „du hast die Zauberfee begrüßt.“ Er nickt mir zu, lächelt geheimnisvoll. Ich fühle es, Opa wird mich nicht verraten. Auf Opa ist Verlass, ich umarme ihn. An seinem Hals glitzern feine Silberlichter. Was wird Opa wohl der Oma sagen, wenn sie seine Zaubersterne entdeckt? Doch die Oma fragt nicht. Am Abend stehen Opa und ich vor der Haustür und schauen hinauf in den Abendhimmel, tausend glitzernde Sterne. „Silberlichter, Zaubersterne,“ staune ich. „Ja, Sternenzauber …“, Opa drückt liebevoll meine Hand. Am Heiligen Abend lagen unter dem Weihnachtsbaum die Malstifte, die ich mir so sehr gewünscht hatte, und als ich einen auspackte, blieben die Silberlichter von meinen Fingern an ihm hängen. So erhielt ich meinen Zauberstift.


Marlies Strübbe Medebach, Deutschland

Sonntag, 4. Dezember 2022

7. Advent 2022

Friedenslicht

Friedenslicht im Abendschimmer,
„feuchte“ Kälte nebelschwer,
kündet uns das nahe Ahnen:
Es erscheint uns „irgendwer“.

„Irgendwer“ ist übertrieben,
da der Herr die Welt erblickt’.
Herrgottvater hat uns Menschen
ihn als Knäblein einst geschickt.

Frieden sollte er uns bringen,
der verbindet, Kriege zähmt.
Niemand hat ihn je verstanden,
Friedenssehnsucht scheint gelähmt.

Friedenslicht im Abendschimmer,
deine Botschaft zieht durch’s Land.
Nur von wen’gen Auserkor’nen
wirst du heute noch erkannt.


Richard Mösslinger

Samstag, 3. Dezember 2022

5. Advent 2022














Bold is sou weit

Im Advent hobm die Menschn jo ollwal ´s Bestrebm,
dass die Arbeit im Houf und im Goartn is gschehgn,
waunn die Bam voller Frost und die Költn recht beißt,
wird’s im Haus drinnan ruihg, waht a aunderer Geist.

Bind die Muatta an Kraunz, steckt die Kirzn gleih drauf
und faungt aun bold zan Bochn die Kekserl zahauf,
riacht as Kletznbrot gleih drauf im Bockoufn drein,
do kaunn Weihnochtn ah neahma goar sou weit sein.

Wird as Kripperl vom Dochboudn hiatzt ah wieder ghult
richt da Groußvotta her, braucht dazua viel Geduld,
föhlt ban Jousef a Haund und a Schaferl ban Hirt
ruaft die Kinder dazua und daunn wird repariert.
Daunn am Halign Abnd, waunn die Arbeit is gmocht
wird a Bamal schön gschmückt, is jo wirklih a Procht,
untn drein liegn die Packerl, die Muatta talt s´ aus,
daunn kaunn´s Christkindl kemman für jedn im Haus.


Maria Schneider

4. Advent 2022

 


Weihnachts-Marathon

 

Weihnacht glänzt es in den Gassen.

Lichterketten sind schon an.

Stress erfasst die Menschenmassen.

Rings ho-hoht ein Weihnachtsmann.

 

Schnaufend eilt man, hetzt und hastet,

während grell die Werbung schreit,

stöhnt dann, Päckchen-überlastet,

„keine Zeit zur Weihnachtszeit!“

 

Weihnacht! Dröhnt es in den Gassen,

Inserat und Fernsehspot.

Schlange stehn an Kaufhauskassen.

Los, auf, auf zum Einkaufstrott!

 

Jahr für Jahr muss man sich zwingen,

kauft Geschenke mit Verdruss,

längst nicht mehr um Freund zu bringen,

sondern weil man schenken muss!

 

Weihnacht! Klingeln Kaufhauskassen,

unterstützt von Santa Claus.

Haltet durch! Nicht lockerlassen!

Zu Stefani ist es aus!

 

Leitgeb Norbert 

 

Donnerstag, 1. Dezember 2022

3. Advent 2022

 

Quo vadis, Menschheit?

Untertitel „Bereuet, es ist Weihnacht´!“


Rückblick in die zweite und letzte Hälfte des Jahres 2019.

Der Klimawandel ist in aller Munde. Australien brennt. Venedig geht unter. Die Pole schmelzen. Eine kleine Schwedin beschimpft den Führungsstab der Vereinten Nationen (das gefällt mir!). Die Tourismusbetriebe bangen aufgrund des ausbleibenden Winters und das schon seit August. Es gibt Studien für Elektromobilität und Studien dagegen. Veganer formieren sich weltweit gegen die Fleischfresser und Nichtraucher gegen die Raucher.

In meiner Gasse werden Schneestangen aufgestellt, es ist Mitte November und es hat plus 18 Grad Celsius. Es ist bereits seit 14 Tagen Winterreifenpflicht.

Anfang Dezember. Habe heute das erste Mal „Last Christmas“ gehört. Hoffentlich für dieses Jahr zum letzten Mal. Erster Christkindelmarktbesuch. Zu viele Menschen, zu viel Zucker im lauwarmen Punsch mit Schuss, und aufgrund des Nieselregens, hat sich der Rauch aus den Feuertonnen als beißender giftiger Qualm, in Kopfhöhe über den Platz gelegt. Australisches Feeling in den Alpen. Die Menschen schimpfen. Auf die Autos, die Transportschiffe, die Flugreisen, die abholzenden Brasilianer, die Plastiksackerl, die Papiersackerl und die Jutesackerl-Gutmenschen. Sie schimpfen auf die Fridays for Future Kids, die nur demonstrieren, um nicht Schule gehen zu müssen, Facebook ist sowieso „Käse“ und über allen schweben die dauerbrennenden Lachnummern:

Der Brexit, die Causa Ibiza (immer noch) und der dumpe Amerikaner mit der erlegten Katze am Kopf, dessen Namen hier nicht genannt wird.

Das Einzige worauf nicht geschimpft wird, ist der lauwarme Industriefusel aus 5-Liter-Plastikkanistern, der mit viel Zucker, dafür aber lauwarm zum Schnäppchenpreis von 4,50 Euro ausgeschenkt wird. Das gehört einfach dazu, zur Weihnachtszeit.

Es ist Mitte Dezember, ich fahre in einem Auto mit und muss Radio hören. Das zweite Mal „Last Christmas“. Nur aufgrund dessen, dass ich schamanischer Mentaltrainer bin, überlebe ich die Fahrt, ohne schwerste kognitive dauerhafte Einschränkungen. Ich meditiere während des Songs und stelle mir eine sehr einsame tiefverschneite und noch viel einsamere Winterlandschaft vor. Zum Ende des Songs jedoch, werde ich unaufmerksam und plötzlich blickt ein stark geschminkter George Michael hinter einer tiefverschneiten Tanne hervor, mir direkt in mein geistiges Auge. Er schaut mich traurig an und haucht: „Auch du wirst die Weihnachtszeit noch lieben lernen“.

Mit dem letzten Akkord bleibt das Auto stehen, ich springe hinaus und erbreche unzählige halbverdaute Punschkrapfen, Lebkuchenmänner mit Zuckergussknöpfen, kleine glitzernde Christbaumkugeln, Mandarinen und Erdnussschalen, direkt auf einen bläulich funkelnden Weihnachtsmannschlitten samt Rentieren in einem schneefreien, kunstrasengepflegten Vorgarten. Als ich einigermaßen wieder klar denken kann, höre ich tiefes Gelächter hinter mir. Langsam drehe ich mich um, und ein dicker weißbärtiger Mann, vor einem mit tausenden Lichtern behängten roten Truck, ruft mir zu „Holiday is coming“, dabei wirft er mir eine Flasche mit schwarzer Flüssigkeit und rotem Etikett zu. Beim Fangen gleitet sie mir jedoch durch meine von Staubzucker überzogenen Hände und knallt mir auf die Stirn.

Ich erwache schweißgebadet. Es ist schon dunkel, . . . im Büro. Bereits 19 Uhr durch, das gibt wieder viele Überstunden freue ich mich und mache mich auf den Heimweg. Vielleicht schaue ich noch auf einem Christkindelmarkt vorbei, habe wahnsinnigen Gusto auf Punsch mit Schuss.

 

Tauchmaske

2. Advent 2022

 

 

Advent

Li( e )derliche  Gedankensplitter

 


 
„Stille Nacht, heilige Nacht“   dröhnt es klebrig-süß aus den Lautsprechern.

Menschen mit wippenden roten Stoff-Elchgeweihen auf dem Kopf schieben sich durch die engen Gassen an den Weihnachtsmarktbuden vorbei.

 „Einsam wacht, nur das traute hochheilige Geweih“.

 Elch steht mir nicht!  

Traubenförmige Masse Mensch drängelt sich um den Glühweinausschank. Einen Roten, oder Weißen, mit oder ohne Schuss, Glögg, Apfelpunsch mit Calvados gefällig?

 „Oh du fröhliche, glühweinselige Weihnachtszeit“.

 Eierpunsch ist mein Favorit! 

Im Kaufhaus um die Ecke muss Mensch sehr wachsam sein, damit er nicht von Paketen auf Beinen umgerannt wird.

 „Einkaufswütige Heere bringen dir Ehre?“ 

Gutscheine? Prima Idee!

Vielleicht sollte der Verkehr im Einkaufsparadies in diesen, ach so besinnlichen, vorweihnachtlichen Tagen von einem brotlosgewordenen Weihnachtsmann geregelt werden? 

„Wunschliste ward geboren, Nikolaus ging verloren“ 

Na ja, solange noch mit mir eine Handvoll Zeitbegleiter auf adventlichen Pfaden wandern und wissen: Sankt Martin und der heilige Nikolaus fordern keinesfalls beim Sonne-Mond-Sterne-Halloween-Lichterfest „Süßes oder Saures“, schmeißen niemals rohe Eier auf Hauswände und Fensterscheiben und – am 24. Dezember feiern wir die Geburt des Christuskindes Jesus, werde ich mich an einer reich gedeckten Tafel und Geschenkpapierberge am Heiligen Abend freuen. Artischocken-Kapseln helfen mir bei Völlegefühl und die guten Vorsätze schiebe ich dem Neuen Jahr in die Tage!

 „Freue dich, oh Christenheit“

 

Frohe Weihnachten!

 

© Ruth Forschbach

www.lyrisches-mittendrin.de