Donnerstag, 1. Dezember 2022

3. Advent 2022

 

Quo vadis, Menschheit?

Untertitel „Bereuet, es ist Weihnacht´!“


Rückblick in die zweite und letzte Hälfte des Jahres 2019.

Der Klimawandel ist in aller Munde. Australien brennt. Venedig geht unter. Die Pole schmelzen. Eine kleine Schwedin beschimpft den Führungsstab der Vereinten Nationen (das gefällt mir!). Die Tourismusbetriebe bangen aufgrund des ausbleibenden Winters und das schon seit August. Es gibt Studien für Elektromobilität und Studien dagegen. Veganer formieren sich weltweit gegen die Fleischfresser und Nichtraucher gegen die Raucher.

In meiner Gasse werden Schneestangen aufgestellt, es ist Mitte November und es hat plus 18 Grad Celsius. Es ist bereits seit 14 Tagen Winterreifenpflicht.

Anfang Dezember. Habe heute das erste Mal „Last Christmas“ gehört. Hoffentlich für dieses Jahr zum letzten Mal. Erster Christkindelmarktbesuch. Zu viele Menschen, zu viel Zucker im lauwarmen Punsch mit Schuss, und aufgrund des Nieselregens, hat sich der Rauch aus den Feuertonnen als beißender giftiger Qualm, in Kopfhöhe über den Platz gelegt. Australisches Feeling in den Alpen. Die Menschen schimpfen. Auf die Autos, die Transportschiffe, die Flugreisen, die abholzenden Brasilianer, die Plastiksackerl, die Papiersackerl und die Jutesackerl-Gutmenschen. Sie schimpfen auf die Fridays for Future Kids, die nur demonstrieren, um nicht Schule gehen zu müssen, Facebook ist sowieso „Käse“ und über allen schweben die dauerbrennenden Lachnummern:

Der Brexit, die Causa Ibiza (immer noch) und der dumpe Amerikaner mit der erlegten Katze am Kopf, dessen Namen hier nicht genannt wird.

Das Einzige worauf nicht geschimpft wird, ist der lauwarme Industriefusel aus 5-Liter-Plastikkanistern, der mit viel Zucker, dafür aber lauwarm zum Schnäppchenpreis von 4,50 Euro ausgeschenkt wird. Das gehört einfach dazu, zur Weihnachtszeit.

Es ist Mitte Dezember, ich fahre in einem Auto mit und muss Radio hören. Das zweite Mal „Last Christmas“. Nur aufgrund dessen, dass ich schamanischer Mentaltrainer bin, überlebe ich die Fahrt, ohne schwerste kognitive dauerhafte Einschränkungen. Ich meditiere während des Songs und stelle mir eine sehr einsame tiefverschneite und noch viel einsamere Winterlandschaft vor. Zum Ende des Songs jedoch, werde ich unaufmerksam und plötzlich blickt ein stark geschminkter George Michael hinter einer tiefverschneiten Tanne hervor, mir direkt in mein geistiges Auge. Er schaut mich traurig an und haucht: „Auch du wirst die Weihnachtszeit noch lieben lernen“.

Mit dem letzten Akkord bleibt das Auto stehen, ich springe hinaus und erbreche unzählige halbverdaute Punschkrapfen, Lebkuchenmänner mit Zuckergussknöpfen, kleine glitzernde Christbaumkugeln, Mandarinen und Erdnussschalen, direkt auf einen bläulich funkelnden Weihnachtsmannschlitten samt Rentieren in einem schneefreien, kunstrasengepflegten Vorgarten. Als ich einigermaßen wieder klar denken kann, höre ich tiefes Gelächter hinter mir. Langsam drehe ich mich um, und ein dicker weißbärtiger Mann, vor einem mit tausenden Lichtern behängten roten Truck, ruft mir zu „Holiday is coming“, dabei wirft er mir eine Flasche mit schwarzer Flüssigkeit und rotem Etikett zu. Beim Fangen gleitet sie mir jedoch durch meine von Staubzucker überzogenen Hände und knallt mir auf die Stirn.

Ich erwache schweißgebadet. Es ist schon dunkel, . . . im Büro. Bereits 19 Uhr durch, das gibt wieder viele Überstunden freue ich mich und mache mich auf den Heimweg. Vielleicht schaue ich noch auf einem Christkindelmarkt vorbei, habe wahnsinnigen Gusto auf Punsch mit Schuss.

 

Tauchmaske

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