Samstag, 10. Dezember 2022

15. Advent 2022















Generationswechsel

Da Hias is nebm seiner Leni vorm Christbam gstandn. Mitsamt ihre vier Kinda hobms “Stille Nacht” gsungen. Da Hansl, da Luisl, da Sepp und die Mizzerl hobm gaunz große Augn kriagt, wias an Bam und die Packerln gsehn hobm. Do hobm die Eltern gwisst, dass der gaunze Aufwand nit umsunst woar. Es woar nit leicht, den Bam ausn tiaf verschneitn Wold zan huln. Und die Leni hot ouft a Nocht opfern müassn, bis sie füa jeds von die Kinda wos gstrickt hot ghobt. Haubm, Handschuah, Sockn – wos holt a jeds braucht hot. Drausst in da koltn Hüttn hobms den Bam aufputzt; mit Sochn, des eh schon johrelang nemman.
Aber es hot sih auszohlt. Und noch da Bescherung sans olle miteinand ins Tol obi gaungan, zur Christmettn.

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Hans kann sich noch gut an seine Kindheit erinnern. Es war schön, wenn er mit den Eltern und seinen Geschwistern Alois, Josef und Maria den Heiligen Abend verbrachte. Jetzt steht er mit seiner Frau Helga und den Kindern René und Jaqueline vor dem Christbaum. Wenn er in die Kinderaugen sieht, merkt er, dass die Ausgaben nicht umsonst waren. Den Baum hatte er günstig am Christbaummarkt erstanden. Seine Frau hatte den Schmuck schon damals mit den Weihnachtskeksen gekauft. Die Geschenke, die sich die Kinder gewünscht hatten, hatten sie im Elektrogroßmarkt gefunden. In dezenter Lautstärke erklingt aus dem CD-Player “Stille Nacht”. Zumindest die Eltern wollen sich im Fernsehen die Christmette ansehen.

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Vielleicht wird René am Heiligen Abend seine Kindheitserinnerungen wachrufen; wie er mit den Eltern und seiner Schwester Jaqueline vor dem Christbaum stand, und seine wunschgemäßen Geschenke in Empfang nahm. Vielleicht wird er selbst einen Baum haben – in Naturfarben, frei von PVC und Weichmachern. Wahrscheinlich wird er den Abend gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin verbringen. Vielleicht werden sie sogar darüber reden, wie es wäre, Kinder zu haben.

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Josef Graßmugg

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