Warum?
von Josef Graßmugg
Er kommt vom Spaziergang zurück.
Diese Mistelzweige über der Haustür,
die lebenslange Liebe versprechen,
wenn man sich darunter küsst.
Warum?
Sie hielten beide an Traditionen fest.
Wie oft hatten sie sich hier geküsst?
Wie oft waren sie abends durch die Siedlung spaziert?
Erst vor wenigen Tagen.
Die Vorfreude auf das Fest war spürbar, war sichtbar.
All die Weihnachtsbeleuchtungen gaben Zeugnis davon.
Zuhause der Tee,
mit Kletzenbrot,
selbst gebacken.
Diese Abende,
sie waren harmonisch, unendlich harmonisch.
Beide waren bereit,
für das Fest der Liebe.
Dann dieser Tag, diese Nacht.
Am Heimweg von der Weihnachtsfeier.
Seine Frau war mit einem Kollegen unterwegs.
Einem Nachbarn.
Er wohnte nur ein paar Häuser von ihnen entfernt.
Natürlich war Alkohol im Spiel.
Nicht beim Arbeitskollegen.
Aber beim Unfallgegner.
Sie war sofort tot.
Sagte man ihm.
Warum?
Die Sache mit den Mistelzweigen,
sie stimmt.
Sie hatten sich geliebt.
Bis ans Lebensende.
Er öffnet die Tür.
Von der Kirche die Turmbläser,
er hört sie nicht.
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