Sigrid Uhlig
Sonnenblumengeflüster
Short Stories
Engelsdorfer Verlag Leipzig
ISBN
978-3-96145-864-6
Da flüstern sie also, die Sonnenblumen, aber nicht nur
diese. Es geht querbeet – wie man in Deutschland sagen würde. Nicht nur die
Sonnenblumen, auch die Moosmännchen, viele Tiere, vom Hund beginnend, der drei
Beine hatte, bis zu den Ratten schließen eine geheimnisvolle Welt auf. Das ist
nicht nur eine Welt der Kinder oder für Kinder. Da geht es manchmal ganz schon
zur Sache, wird richtiggehend kriminell oder wie unser österreichischer Nestroy
sagen würde: Kriminalisch!
Einblicke in das Leben der Autorin, versteckt zwischen
einzelnen Überschriften oder in Kapitelinhalten. Man erfährt Verschiedenes
dazwischen, mehr oder weniger nebenbei. Flucht fast noch als Baby, Verlust der
Familie, Neuanfang DDR, Wende, Mauerfall, die gesamte 2. Hälfte des 20.
Jahrhunderts schreibt in diesen short stories mit. Ist ja auch kein Wunder, was
hat uns, die wir das erleben konnten, da nicht alles geprägt und beeinflusst.
Sagen wir heute, „gut, dass es vorbei ist“ oder doch die andere Sichtweise „Nun
so schlimm war es gar nicht, denn wer hatte jemals damit gerechnet, dass
unerschütterliche festgefügte Kolosse so in sich zusammenbrechen würden!“
Das alles ist unsere Geschichte und die Autorin ist auch ein
Teil dieser Geschichte. Ein wenig verschämt führt sie immer wieder – auch nun
zwischen den Zeilen – ihr Alter an. Na und? Liebe Sigrid! In Ehren und gut alt
geworden, das ist in unserem Zeitalter doch etwas! Da kann es schon passieren,
dass die köstlichste Geschichte des gesamten Bändchens unverdient weit hinten
eingereiht wurde: Heilloses Durcheinander. Ein Kabinettsstückerl des Spiels mit
der Sprache.
Wen stört es, dass der Weihnachtsmann mit seinem Gefolge
auftaucht, der Osterhase ebenso? Die Autorin beschäftigt sich seit Jahren
damit, den Kindern in Ihrer Wohnstadt die Möglichkeiten zu eröffnen, selber zu
schreiben (Die Hamster), sie hat auch in Kapfenberg bei ihren Besuchen in den
Volksschulen immer wieder solche Schreibaktionen angeregt und begleitet. Und
wenn es in der DDR - in dem Staat wurde sie immerhin sozialisiert, hatte die
meisten Jahre ihres Lebens dort verbracht - kein Christkind sondern den
Weihnachtsmann gab, so ist das der Gesellschaft zuzuschreiben. Ich weiß schon,
wir in unserem barocken Österreich kämpfen (leider vergeblich)um
weihnachtsmannfreie Zonen, wir wollen unser Christkind behalten!
Bei aller Liebe zu den Menschen, der kritische Blick auf die
allzu menschlichen Seiten des Lebens, den erspart sie uns auch nicht.
Liebe Sigrid! Du hast uns da ein Kästchen eingelegt. Und aus
deinen so geliebten Märchen, wissen wir, in so geheimnisvollen Kästchen kann
unterschiedlichstes verborgen sein. Lieber Leser, geh auf Entdeckungsreise,
Sigrid nimmt dich an der Hand und führt dich durch Länder, von denen du nicht
gedacht hast, dass es die noch gibt – in der Literatur zumindest. Schön, diese
Entdeckungsreise, wenn auch nicht immer dem Zeitgeist entsprochen wird dabei.
Hans Bäck
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