Lyrik von Friederike und Mira
Jana Krassnig
ISBN-978-3-9500299-8-7
Keine weiteren Angaben über
Verlag, Preis usw.
Erwähnt werden Förderungen
des Bundeskanzleramtes und der Stadtgemeinde Kapfenberg – warum das in einer
Rezension angeführt wird? Ich komme darauf zurück!
Eine Dichterin, die fast
schon am Jahrhundert „kratzt“, lässt Fische fliegen! Und die Enkelin
unterstützt dabei. Das kann ein Leseabenteuer werden - dachte ich mir und
freute mich auf geschliffene Verse, bunte Bilder, blühende Sträucher, dunkle
Wälder und all das, was Lyrikerinnen in vergangenen Zeiten ausmachte.
Es stimmt, wenn Friederike
Krassnig reimt, dann stimmt der Reim, dann sind die Silben richtig gezählt und
das Metrum ist in Ordnung. Das bedeutet: es gibt tatsächlich ein Lesevergnügen,
denn sind wir ehrlich, wer kann das heute noch? Viele Allerweltslyriker (mehr
die Lyrikerinnen als die Lyriker) meinen noch immer, sie seien, jene, die
draufkommen, dass im Frühjahr die Blumen zu blühen beginnen und im Herbst die
Blätter fallen. Nun, wir dürfen annehmen, sollte Friederike Krassnig jemals
diese Phase gehabt haben, so ist sie längst vorbei. Im neuen Gedichtband des Jahres 2019 ist nicht davon zu finden.
Das sind Gedichte in einer Kraft und Schönheit, welche diese oftmals banalen
Bilderbeschwörungen nicht notwendig haben. Ja, auch Friederike Krassnig und
Mira Jana Krassnig huldigen der Möglichkeit mit willkürlichen Zeilenschaltungen
Strophen zu konstruieren. Wenn es gekonnt ist, warum auch nicht.
Gedankenabsätze, Einfälle, Brüche sind damit herstellbar und bekommen ein
„Gesicht“. Die Zeilenschaltungen sind dann plötzlich nicht mehr willkürlich,
sondern bewusst gesetzt.
Gehen wir ein wenig in den
schmalen Band hinein und blättern nach vor und zurück, so wie es bei einem
Gedichtband eben üblich und notwendig ist. Kein oder kaum ein Leser wird einen
Gedichtband in einem Zug von vorne nach hinten durchlesen. Man schlägt auf, z.
B. Seite 31 und findet „getürmter Schnee“. Nun lese ich dieses Gedicht Anfang
November und es versetzt mich sehr intensiv in die bevorstehende Zeit, in
welcher „getürmter Schnee/ in der Verwandlung/ zu Eis/ gleich einem/
Verwunschenem Engel/ in
strahlendem/Weiß.“ Keine Rede davon, dass dieser aufgetürmte Schnee dazu
bestimmt ist, schmutzig, matschig zu werden, die Vergänglichkeit überlässt die
Dichterin Anderen, sollen die sich schmutzig machen (im wahrsten Sinn), nein
der Schnee wird letztlich „ein entflogener/Engel des Abends/aus dunkelndem
Weiß.“ Also, ein Start, ein Einlesen wäre erfolgt. Nach Vor geblättert, Seite
11: „Der Krähen ausgehöhlter Schrei!“ Was für ein schönes Bild! Und welche
Bildsprache ist da enthalten! Sogar die Jahreszeit Herbst mit den fallenden
Blättern kommt lyrisch und stimmig zur Geltung: „zur Erde schwebt/in
hoffnungslosen Träumen/ das erste fahle Blatt.“ Wer dieses Gedicht genau liest
(und das sollte man bei Gedichten immer tun), wird merken, was ich zum Eingang
bemerkte: da stimmt einfach alles: Rhythmus, Reim, Silbenzahl, Lesefluss.
So schön können Gedichte
sein! Eines der Schönsten in diesem Band, mein absoluter Favorite, ist auf
Seite 13 „Klippensprung“. Die Verlockung der Tiefe, die Bewegung des Sprunges,
in so wenigen Zeilen dargestellt ist einfach meisterhaft.
Liebe Frau Krassnig! Haben
Sie Dank, es hat mir wieder große Freude bereitet, Ihre bzw. Eure Gedichte zu
lesen und ich wünsche den Fliegenden Fischen einen starken Sog hin zu den Lesern.
Es ist gut und wichtig, dass
von offiziellen Stellen Bücher gefördert werden, es ist traurig, dass dies
notwendig ist. Daher freut es mich besonders, dass gerade auch dieser Band
sowohl von „höchster Bundesebene“ (dem Bundeskanzleramt), als auch von einer
regionalen Institution, der Stadtgemeinde Kapfenberg gefördert wurde.
Die Dichterin widmet diesen
Band in der Einleitung dem Kapfenberger Dichter- und Lebenspartner Willi
Kandlbauer, der im kommenden Jahr 2020 seinen hundertsten Geburtstag gefeiert
hätte. Es wird interessant, was sich die Stadt Kapfenberg zu Ehren dieses großartigen
Schriftstellers einfallen lässt. Der Europa Literaturkreis Kapfenberg wird
seines Mitbegründers ganz bestimmt würdig gedenken und dabei auch die
Dichterkollegin Friederike Krassnig entsprechend berücksichtigen.
Hans Bäck
Am 1. November 2019
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