Kay Ganahl (Hrsg.), Dagmar Weck, Dagmar Schenda
„Blicke auf Literatur und Leben“
Prosatexte, Gedichte, Essays, Autobiografisches
Shaker Media GesmbH
ISBN 978-3-95631-692-0
Wenn gute Freunde, liebe Kollegen ein Buch herausbringen,
ist man als Rezensent gefordert. Erstens muss man, soll man alle persönlichen
Befindlichkeiten hinter sich lassen, anderseits soll man/muss man auch die
persönlichen Kenntnisse von einander berücksichtigen.
Und von da an wird es schwierig.
Ich versuche es trotzdem. Dabei will ich nicht in der
Reihenfolge der abgedruckten Texte vorgehen, ich werde mich an den einzelnen
Autoren abarbeiten und beginne gerne mit meiner lieben verehrten
Dagmar Weck: Sie
ist mit vier Texten vertreten. Allen ist gemeinsam, dass die Frauen in diesen
Texten ihre Probleme mit den Männern haben, es sind immer wieder dominierende
Typen, die letztendlich gar nicht so stark sind und die Frauen dann sehr bald
die Verbindungen kappen. Eine Geschichte (Zara undAngus) führt uns in ferne –
nein gar nicht so ferne und unbekannte Welten, diese sind uns näher als uns
lieb sein kann. Weck nimmt hier eine Zukunft vorweg, vor der uns eigentlich das
Fürchten befallen sollte. Immer schon haben die Schriftsteller den Nimbus
gehabt, als Propheten, als Verkünder von Unheil zu fungieren. Denken wir nur an
die vielen geheimnisvollen – vor allem Frauen – in der Geschichte, die Wahr-
oder Vorhersagten. Die Menschen in dieser Geschichte, man fragt sich von Zeile
zu Zeile, sind das noch Menschen wie Du und Ich oder sind es schon totale
Zombies? Dagmar Weck lässt dies offen, es unserer Beurteilung überlassen.
Visionen, die nicht unbedingt erfreulich sind!
Dagmar Schenda:
ist eine jener Doppelbegabungen, die man immer häufiger antrifft. Sie zeichnet,
malt und entwirft das Cover für ihre Bücher selbst. Was stellt sie in diesem
Band vor? Beginnt sinnvollerweise mit den Problemen jener, die plötzlich sich
mit den Errungenschaften eines Bill Gates herumschlagen müssen. Im Klartext,
wie es jedem geht, der sich mit Textverarbeitung, Word und anderen Geheimnissen
der IT herumschlagen muss. (Fast) jeder hatte diese Erfahrungen selbst machen
müssen, es gibt nicht so viele Glückliche wie den Rezensenten, der von Anbeginn
mit Mac, mit Apple arbeiten konnte und daher diese Erzählungen eben nur aus der
Sicht der Betroffenen kennt. Vielleicht eine Warnung, eine Anregung, an die
vielen Software-Entwickler, einmal nachzudenken, was es mit der Forderung von
STEVE JOBS und STEVE WOZNIAK auf sich hatte: Jedes Produkt, jedes Programm geht
erst dann hinaus, wenn es auch die Oma versteht! Jedenfalls Dagmar hat diese
Schwelle überwunden, im nächsten Text „Die Abenteuer von Papa“ schildert sie
ihr Leben, vom Mädchen, dem der Papa die Geschichten erzählte bis zu jener
jungen Frau, die nun diese Geschichten selbst erfand. Ein einsamer
Gymnasiallehrer der ein kostbares Buch gefunden, das ihm wichtiger als alle
Lebensfreuden war, junge Schülerinnen vermied er ebenso (war auch für ihn besser) als Freudenmädchen, nur um das eine Buch
ging es ihm. Auch in der Geschichte von Rosalinde, Kurt und Claude geht es
vorrangig um Bücher, doch lässt die Autorin dabei ihre geheime Leidenschaft zum
Durchbruch kommen. Was heißt geheime Leidenschaft? Wer die Homepage der Autorin
anschaut, wird sehr bald über die „geheimen Vorlieben“ von Dagmar Schenda
Bescheid wissen! Im abschließenden Text beschäftigt sich die Autorin mit den
verschiedenen Bezeichnungen, Wörtern welche die menschliche Fortbewegung in der
Literatur, in der Umgangssprache beschreiben.
Kay Ganahl ist
der Wissenschaftler unter den drei Autoren. Jeder seiner Texte beschäftigt sich
mit literarischen Problemen und Fragen: Unser ‚letztes’ Buch, strahlend, selbst
sich auflösend, zerfallend, alles fließt, bewegt sich fort, wird unendlich. Natürlich,
das Lesen ist für einen Büchermenschen wie Kay existenziell, dann muss er
erleben, wie eine attraktive Nachbarin ein Buch ausborgt, noch dazu Kafkas
Schloss, nur um vorzugaukeln auch sie habe ein Buch! Reflexionen über das
Studium, Gedanken zum Lesen an sich, die Wandlung der Stellung des
Schriftstellers in der Gesellschaft und damit ein Blick auf den
„Literaturbetrieb“ früher und heute. Ein hochinteressanter Essay erkundet das
Schriftsteller-Ich, autobiografische Notizen und viele andere Texte runden das
Bild ab, das sich der Leser von Kay Ganahl danach machen kann.
Eine Fülle an Gedanken, Ideen, Einfällen. Man merkt, hier
schreibt einer, dem das Herz, die Feder übergeht, den es danach drängt,
endlich, endlich all das auszudrücken, was ihm am Herzen lag. Der Rezensent
erlaubt sich einen kleinen bescheidenen Einwand: Weniger wäre mehr oder
zumindest genug gewesen.
Es muss unheimlich schwierig sein, drei so unterschiedliche
Autoren zu einem gemeinsamen Buch zu bewegen, was dabei zwangsläufig auf der
Strecke bleiben muss: Der gemeinsame Rote Faden. So ist es eine Ansammlung von
total unterschiedlichen Texten, die leider kaum einen Zusammenhang haben. Ich
gebe zu, das wäre schwierig gewesen, doch bei einer anderen Auswahl der Texte
beispielsweise der beiden Autorinnen, wäre der Literaturwissenschaftler Kay
womöglich weitaus stärker zur Geltung gekommen. So wirkt seine Vermischung von
Essay, wissenschaftlichem Beitrag und Short Story etwas willkürlich
zusammengetragen.
Jedenfalls ein erfreuliches Lebenszeichen aus dem Kreis der
Autoren des FDA NRW!
Hans Bäck
Kapfenberg (Österreich)
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