Donnerstag, 13. Dezember 2018

Adventskalender: 13. Dezember 2018



Der Junge und der Hund

frei nach der englischen Geschichte "Weathering the Storm" von Dan Clark,
in einer Bearbeitung von Jens-Robert Schulz, 2009
Lektorat durch die Schreibwerkstatt des Literaturkollegiums Potsdam unter der Leitung von Manfred Kolb
Die Hündin eines Ladenbesitzers in einer Kleinstadt hatte Mitte Oktober Junge bekommen. Es waren keine R
assehunde, mit denen man Geld machen konnte, sodass der Besitzer Markus Weining die zusätzlichen Mäuler schnell los werden wollte.
Als die Welpen knapp 10 Wochen alt waren, brachte er über der Tür zu seinem Laden ein Schild an. Darauf war zu lesen: Hundewelpen für das Weihnachtsfest zu verkaufen!

Ein Junge kam zufällig vorbei und sah das Schild. Da der Ladenbesitzer gerade an der Tür stand, fragte er ihn: "Was kosten die Welpen denn?" - "Zwischen 50 und 80 Euro, je nach Größe und Aussehen", sagte der Mann.
„Soll so ein Hund ein Weihnachtsgeschenk sein?“, fragte der Mann.
„Nein“, antwortete der Junge, „ich suche einen Hund für mich. Dann griff er in seine Hosentasche und holte der 5 Euro Scheine und Münzen heraus. "Ich habe nur 19 Euro und 37 Cents", sagte er, "auch wenn ich nicht genug Geld habe: darf ich mir die Welpen wenigstens mal anschauen?"

Der Ladenbesitzer nickte und pfiff nach seiner Hündin. Rasch kam sie angelaufen und fünf kleine Welpen stolperten tapsig hinter ihr her. Das war niedlich anzuschauen und dem Jungen ging das Herz auf. Doch dann sah er einen, der deutlich langsamer war als die anderen, der humpelte und im Wuchs zurückgeblieben war.
 "Was hat denn der Kleine da hinten?", fragte der Junge.
 "Der hat einen Geburtsfehler und wird nie richtig laufen können", antwortete der Mann.
"Den möchte ich haben!", sagte der Junge.
Der Ladenbesitzer wunderte sich und sagte:
"Also ich an Deiner Stelle würde diesen verkrüppelten Welpen nicht nehmen. Der wird nie ganz gesund. Aber wenn du ihn unbedingt haben willst, dann schenke ich ihn dir!"
Der Junge  blickte dem Mann fest in die Augen und erwiderte: "Ich möchte ihn nicht geschenkt haben! Dieser kleine Hund ist jeden Cent wert, genauso wie die anderen auch! Ich gebe Ihnen jetzt meine 19 Euro und 37 Cents und jede Woche werde ich Ihnen ein paar Euro bringen, bis er abbezahlt ist."

Verständnislos schüttelte der Ladenbesitzer den Kopf und redete auf den Jungen ein:
"Ich würde ihn wirklich nicht kaufen. Überleg es dir doch noch mal! Der wird nie in der Lage sein, mit dir zu spielen und herumzutoben wie die anderen. Was willst du mit ihm? Er wird dir keine Freude machen!"

Da zog der Junge sein linkes Hosenbein hoch und sichtbar wurde eine Metallschiene, die sein verkrüppeltes Bein stützte. Liebevoll blickte er zu dem Welpen hinüber und sagte: "Ach, das macht mir nichts aus! Ich kann auch nicht so gut laufen und dieser kleine Hund wird jemanden brauchen, der ihn versteht und trotz allem gern hat." 

Als der Ladenbesitzer das hörte, biss er sich beschämt auf seine Unterlippe. Er lächelte verlegen, atmete tief durch und sprach:
 "Mein Junge, ich hoffe und wünsche mir, dass jedes dieser Hundekinder einen solchen Besitzer bekommen wird wie dich! Und weil Du so ein gutes Herz hast, schenke ich Dir diesen Welpen zu Weihnachten, und das darfst Du mir nicht ausschlagen, hörst Du? Du wirst mir eine große Freude machen, wenn Du den kleinen Hund als Geschenk annimmst. Man soll doch gerade zu Weihnachten anderen etwas Gutes tun.“
Und so trottete ein dankbarer Junge mit seinem Geschenk auf dem Arm  nachhause. Er würde dem Welpen den Vornamen des Ladenbesitzers, nämlich Markus,  als Rufnamen geben, nahm er sich vor. Denn schließlich hatte er in dem Hundebesitzer einen Freund gewonnen. Nur wusste der davon noch nichts.

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