Samstag, 15. April 2023

Elias Canetti schau her!

Nein, in diesem Leben werde ich es nicht mehr schaffen: Elias Canetti postulierte in seinem großartigen, vielschichtigen und verstörenden Roman „Die Blendung“ dass eine Bibliothek mindestens 20 000 Bände umfassen müsse, um diese Bezeichnung zu verdienen. Alles was darunter sei, wäre bestenfalls eine Bücherei, eine Büchersammlung. Na gut, also, ich gebe mich geschlagen und akzeptiere, dass ich die Forderung des Herrn Canetti nicht mehr erreichen werde. Auf immerhin ein gutes Viertel komme ich schon. Das ist für einen Privatmenschen, der ja nur ein „unprofessioneller“ Leser, Büchernarr ist, auch nicht so schlecht. Hinzu kommt noch die Unzahl jener Bücher, die ich wohl gelesen, aber leider nicht in meiner Sammlung habe. Einerseits wurden sie mir von Freunden geborgt (und ich habe pflichtbewußt immer zurück gegeben), anderseits kann ich jene Werke, die ich aus den div. Büchereien ausborgte nicht einmal abschätzen. Dann kommt noch etwas dazu, das einen gewissen Aderlass in meiner Bibliothek verursachte: Ich hatte berufsbedingt eine stattliche Anzahl Fachbücher gekauft, und es kam der heiß ersehnte Tag, an dem ich die Werke über Marketing, Kapitalflussrechnungen, Betriebs- und Volkswirtschaft nicht mehr benötigte. Junge aufstrebende Kollegen wurden von mir mit reichlichen Bücherspenden „beglückt“. Da gab ich mehrere Dutzend Bücher, überwiegend gewichtige Werke mit vielen Seiten, Tabellen, Hinweisen und Verweisen, weiter. Doch, auch damit hätte ich die geforderte Zahl von 20 000 nicht erreicht.

Ich kann auch nicht auf eine Sammlung von E-Books hinweisen. Auch wenn einige der von mir verfassten Bücher auch in diese Form erschienen sind, ich habe mich niemals auf das Sammeln elektronischer (oder digitaler) Bücher eingelassen. Es ist altmodisch, ich weiß, aber an einer meiner Bücherwände entlang gehen, mit den Fingern über die Buchrücken streichen, das gibt ein ganz besonderes Gefühl. Oder ein Buch herausziehen, zuerst einmal den Staub abblasen, der sich angesammelt hatte. Denn, das gebe ich schon zu, jeden Tag nehme ich nicht jedes Buch zur Hand. Obwohl meine Tochter erst kürzlich wieder feststellte: „Papa, du und deine Bücher, das ist ein Wahnsinn! Und ich weiß, dass du wirklich jedes einzelne gelesen hast!“ Und wenn sie bei mir in der Wohnung Ordnung macht, dann ist vorrangig festzulegen, wo das nicht geschehen darf. Da liegen z. B. am Wohnzimmertisch heute nur 8 Bücher, es kann schon vorkommen, dass 15 und mehr Bücher liegen, im Gebrauch sind. Es gibt diverse Ablagestellen, wo ich schnell ein Buch deponieren kann, bis ich dazu komme es einzuordnen.

Das ist so ein Problem: Ich begann einmal die Bücher zu ordnen, schön nach Sachgebieten, innerhalb dieser nach Autorennamen. Ganz gut geplant. Und sorgfältig im PC erfasst, richtig katalogisiert. In der Datei ist jederzeit einsehbar, in welchem Bereich, welches Buch eines Autors zu finden wäre. Theoretisch! Denn das würde bedeuten immer wieder den ursprünglichen Platz zu finden. Inzwischen sind aber neue Bücher dazu gekommen. Daher ist im Bereich der Belletristik bei den Buchstaben K, L; M kein Platz mehr um einen neuen Autor einzuordnen. In die zweite Reihe will ich kein Buch stecken, denn warum sollte es da hinten ein unentdecktes Dasein fristen? Das hat weder der Autor noch das Buch verdient. Ein neues Buch wird daher nach Maßgabe des vorhandenen Platzes auf die bereits vorhandenen oben drauf gelegt. Das geht auch nur befristet, denn irgendwann ist der Zwischenraum voll. Also ein neues Ausweichquartier für Bücher suchen. Inzwischen sind die Küche und das Bad/WC die einzigen Räume wo keine Bücher aufbewahrt sind. Das ehemalige Kinderzimmer, spätere Büro ist ein perfekter Platz für Bücher geworden. Da habe ich all jene griffbereit, die ich momentan z. B. als Quelle für Texte benötige.

Ich habe mich, so finde ich es, mit Canetti und seiner Vorstellung, ganz gut arrangiert. Und wenn ich wieder ein neues Buch entdecke, dass ich unbedingt haben muss, ein Platzerl findet sich immer. Nur das elektronische Bücherverzeichnis, das habe ich noch nicht aktualisiert. Vorgenommen schon öfter, aber da war es immer wichtiger, die neu dazugekommenen Bücher zu lesen!

Ich hoffe auf noch viele zu entdeckende gute Bücher!


Euer Hans Bäck

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