Ein weihnachtliches
Pamphlet
von Reinhard Lackinger
“In Kriegszeiten waren
die Weihnachten besonders schön”, schrieb einst ein bekannter
Österreichischer Buchautor, wenn ich mich an jenen Text recht
erinnere.
Daran dachte ich, als
ich unlängst, im Internet surfend, den schwarzweissen Spielfilm
“Das Fliegende Klassenzimmer” fand. Erich Kästner verstand es,
die Not und die Demütigungen zu beschreiben, die einfache
Menschen während der schlechten Zeiten erleiden, ertragen und
erdulden mussten.
Not litt bekanntlich auch
das hochheilige Paar. Der Hl. Josef und die hochschwangere
Jungfrau Maria. Ausweglos, abgewiesen und obdachlos in
Bethlehem.
Siebzig Jahre nach dem
letzten Weltkrieg scheinen wir an einem kuriosen Entzugssyndrom
allgemeiner Bedürfnisse zu leiden. Die Zeit, als das Licht einer
einzigen Kerze die Dunkelheit bezwang und uns die Stille Nacht
rings herum anheimelnd vorkommen liess ist längst vorbei. Heute
kann sich die Milchstrasse über die Menschheit ergiessen, ohne
dass es uns auffällt. Wir beachten sie nicht mehr. Die
Led-Lampen der Weihnachtsdekoration übertrumpfen längst den
Schein des himmlischen Firmaments.
Der Verhaltensforscher
Prof. Dr. Shmuel Gefiltfish y Mazzes behauptet, es habe ein
jeder von uns seinen eigenen und persönlichen Stern von
Bethlehem. Wohin dieser uns führt, bleibt lange ungewiss, sagt
er. Womöglich an die Grenzen menschlicher Kräfte. Andere
Gelehrte meinen, es solle jeder täglich etwas Neues versuchen.
Aber bitte nur keinen Hunger und auch keine ausweglosen
Abenteuer. Dennoch müssen immer wieder Bergungskommandos
ausrücken, um Extremsportler so heil wie möglich zurück auf die
Ofenbank zu holen. Oder es strapazieren junge Ausreisser
internationale Diplomaten, damit diese sie irgendwo am Ende der
Welt in ein Flugzeug setzen und nach Hause verfrachten. Es soll
jeder Weihnachten im Kreise seiner Lieben verbringen dürfen.
Die Krippenfiguren, die
uns die Kindheit hindurch erhalten blieben, gehörten
gewissermassen zur Familie. Nicht nur die Heilige Familie, die
Engel, Hirten, die Heiligen Drei Könige und sonstige
Schaulustige, sondern auch die Tiere. Ochs und Esel im Stall,
die Schafe.bei den Hirten und die Pferde und Elefanten der
Weisen aus dem Morgenland.
Brave Vierbeiner, von Gott geschaffen, um dem Menschen zu dienen.
Brave Vierbeiner, von Gott geschaffen, um dem Menschen zu dienen.
Während mir nichts mehr
zum Thema Advent und Weihnachten einfällt, zeigt mir das
Facebook wieder so ein Video mit liebkosenden Pets. Es turtelt
da nicht etwa Katze mit Katze und Hund mit Hund, sondern Löwe
mit Gämse (1), Reiher mit Goldfisch und Katze mit Maus!
Ich verstehe die Welt nicht mehr! Wie können natürliche Feinde miteinander spielen? Wie ist es möglich dass Raubtiere mit ihren Opfern schmusen, anstatt diese ratzeputz aufzufressen?
Liegt es vieleicht daran, dass sie ihren Magen stets voll mit nahrhaftem Futter aus bunt schillernden Verpackungen haben? Verzichten Karnivore auf die Jagd, sobald sie satt sind? Trifft das auch auf den Menschen zu?
Ich verstehe die Welt nicht mehr! Wie können natürliche Feinde miteinander spielen? Wie ist es möglich dass Raubtiere mit ihren Opfern schmusen, anstatt diese ratzeputz aufzufressen?
Liegt es vieleicht daran, dass sie ihren Magen stets voll mit nahrhaftem Futter aus bunt schillernden Verpackungen haben? Verzichten Karnivore auf die Jagd, sobald sie satt sind? Trifft das auch auf den Menschen zu?
Am bevorstehenden
Heiligen Abend werden weltweit zwei bis drei Milliarden Menschen
hungern und über den Hunger ihrer Kinder trauern. Oder sind es
mittlerweile sogar vier der insgesamt sieben Milliarden
Erdbewohner, die extreme Not leiden?
Wie viele verzweifelte
Individuen sind gerade unterwegs nach Lampedusa, oder versuchen
sonst irgendwo den Futtertrog der reichen Industrieländer zu
errreichen?
(1) Mit der durch die alberne Rechtschreibreform verschlechtbesserte GÄMSE habe ich mir nur einen Jux erlaubt! hehe
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