„Begegnungspsalm“
Mehrsprachige Gedichte
SoralPro Verlag 8047 Graz
ISBN 978-3-903223-11-0
Es gibt sie noch immer, diese kleinen Überraschungen, diese
im Verborgenen liegenden Köstlichkeiten. Da ergab es sich, dass ich nach doch
etlichen Jahren Titus Lantos „wiedersah“. Herzliche Begrüßung, immerhin kennen
wir uns seit vielen Jahren, hatten anlässlich des 70. Geburtstages von Hofrat
Dr. Hubert Lendl gemeinsam im Retzhof zu Ehren des Jubilars gelesen und uns
auch im Rahmen des Europa Literaturkreises immer wieder einmal getroffen. Dazu
ist zu sagen, Titus ist seit vielen Jahrzehnten ein treuer Freund und ein
wertes und geschätztes Mitglied des Literaturkreises. Doch genug der Vorreden,
ich komme zum eigentlichen Thema.
Bei unserem erwähnten Zusammentreffen gab mir Titus so, wie
es seine Art ist, eher heimlich, unter der Hand, seinen Gedichtband „Begegnungspsalm“.
Ja, so ganz auf seine zurückhaltende, eher schüchterne Art. „Da habe ich
zusammengestellt und zusammengefasst“. Ich blätterte ein wenig und nahm mir
vor, demnächst mit der Lektüre zu beginnen. Und ich tauchte ein in eine Welt
der Lyrik, von der ich schon annahm, es gäbe sie nicht mehr. Was habe ich doch
in der letzten Zeit alles gelesen, das sich Lyrik nannte (nach einer
Berechtigung dazu darf man nicht fragen). Und nun, wie gesagt, so ein wenig
verschämt, wurde mir ein Gedichtbändchen übergeben, welches mich bezaubert
hatte. Ja, wirklich Gedichte und keine Aneinanderreihung von Prosasätzen, die
durch willkürlich Zeilenschaltung in Strophenform gebracht wurden. Als ob das
schon ein Gedicht ergäbe! Doch ich will mich nicht über andere auslassen, ich
will Titus Lantos rezensieren! Aber was heißt das, einen so bedeutenden Lyriker
zu rezensieren. Das ist fast ein Frevel. Ich stelle also nicht gegenüber, was
ich in den letzten beiden Jahren an Gedichtbänden zugesandt bekommen habe, in
den „Manuskripten“ und „Lichtungen“ gelesen, ich halte nur fest, wie armselig
da manche Arbeiten daher kommen!
So beginnt der Gedichtband mit einem Gedicht, das ins
Kroatische übersetzt wurde, geht weiter mit Übersetzungen ins Polnische, in
Ungarische, französisch und spanisch ergänzen die Bandbreite der lyrischen
Bedeutung des Autors. Ja, er ist wirklich ein Europäer! Ein Reisender in
Europa, zu Europa! Welch Fülle an Gedanken, an Eindrücken, an Zustimmung ist da
zu finden. Ein Liebender ist zu erahnen. Einer der die Welt liebt, die
Menschen, die Schöpfung, der darunter leidet, dass die Nachgeborenen sowenig
damit anfangen können. Der seine Grenzen erkennt und die Konsequenz daraus
gezogen hat: Schöpfst Du den Trunk noch/schöpfst/dir ins Dunkel den
Sternrest/bringst die erloschenen Gedanken/mit schilfigen/Händen/und grabend im
Moder /(Konturen erahnend)/wohl wissend/dass kaum ...
Dann geht es weiter mit dem Niemands-, Träume- und
Schweigebaum an den du dir den Strahl hängst, wohl wissend, dass nimmer ... Das
ist eine Einstimmung auf die Ruhe, die Zurückgezogenheit, aber nicht auf ein
Ende, das womöglich zu befürchten sei. Nein, Furcht gibt es in den Gedichten
von Titus nicht. Sehr wohl aber Zuversicht, Vertrauen, auch Gottvertrauen,
Liebe. Und eine Schönheit der Sprache, die natürlich nicht dem Mainstream
entsprechen mag. Aber was ist schon „modern“! Ein Gedicht muss schön sein
schrieb Peter von Matt einmal. Und meinte damit den Luxus, der die Lyrik
ausmacht. Ja, verehrte Leser, dieses Buch ist ein Luxusprodukt. Da drinnen ist
purer Luxus verborgen. Ein Luxus an Sprache, an Bildern, an Schönheit, an
Wahrhaftigkeit, an Zuversicht. An allem eigentlich, was uns zur Lyrik greifen
lässt. Dabei bleiben die Texte nie beliebig! Titus Lantos scheut sich nicht vor
der Stellungnahme, vor der Zeugnislegung. Seine Gedichte aus und zu Asien
(Seite 72 bis etwa Seite78) aber auch viele andere Stellen zeugen davon, dass
Lantos nicht der Reisende mit der Leica vorm Bauch ist, sondern mit offenem
Herzen durchgeht, aufnimmt, anschaut, ins Herz schließt. Ja, er hat diese Welt
in sein Herz geschlossen, es ist immerhin diese Welt, die uns als Schöpfung
übergeben wurde und davon auch zeugt Titus in seinen Versen.
Es bleibt zu hoffen, dass dieses Buch kein Abschluss ist,
sondern eine Etappe, eine Zwischenstation. Ich bin überzeugt, Titus hat
noch Vieles in seinem Fundus, aber auch in
seinem Herzen, das herausdrängt, das zu Papier gebracht werden sollte. Lieber
Freund, lass deine Freunde nicht zu lange darauf warten!
Hans Bäck
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