Montag, 10. Februar 2020

Buchrezension; Titus Lantos: "Begegnungspsalm", von Hans Bäck


Titus Lantos
„Begegnungspsalm“
Mehrsprachige Gedichte
SoralPro Verlag 8047 Graz
ISBN 978-3-903223-11-0


Es gibt sie noch immer, diese kleinen Überraschungen, diese im Verborgenen liegenden Köstlichkeiten. Da ergab es sich, dass ich nach doch etlichen Jahren Titus Lantos „wiedersah“. Herzliche Begrüßung, immerhin kennen wir uns seit vielen Jahren, hatten anlässlich des 70. Geburtstages von Hofrat Dr. Hubert Lendl gemeinsam im Retzhof zu Ehren des Jubilars gelesen und uns auch im Rahmen des Europa Literaturkreises immer wieder einmal getroffen. Dazu ist zu sagen, Titus ist seit vielen Jahrzehnten ein treuer Freund und ein wertes und geschätztes Mitglied des Literaturkreises. Doch genug der Vorreden, ich komme zum eigentlichen Thema.
Bei unserem erwähnten Zusammentreffen gab mir Titus so, wie es seine Art ist, eher heimlich, unter der Hand, seinen Gedichtband „Begegnungspsalm“. Ja, so ganz auf seine zurückhaltende, eher schüchterne Art. „Da habe ich zusammengestellt und zusammengefasst“. Ich blätterte ein wenig und nahm mir vor, demnächst mit der Lektüre zu beginnen. Und ich tauchte ein in eine Welt der Lyrik, von der ich schon annahm, es gäbe sie nicht mehr. Was habe ich doch in der letzten Zeit alles gelesen, das sich Lyrik nannte (nach einer Berechtigung dazu darf man nicht fragen). Und nun, wie gesagt, so ein wenig verschämt, wurde mir ein Gedichtbändchen übergeben, welches mich bezaubert hatte. Ja, wirklich Gedichte und keine Aneinanderreihung von Prosasätzen, die durch willkürlich Zeilenschaltung in Strophenform gebracht wurden. Als ob das schon ein Gedicht ergäbe! Doch ich will mich nicht über andere auslassen, ich will Titus Lantos rezensieren! Aber was heißt das, einen so bedeutenden Lyriker zu rezensieren. Das ist fast ein Frevel. Ich stelle also nicht gegenüber, was ich in den letzten beiden Jahren an Gedichtbänden zugesandt bekommen habe, in den „Manuskripten“ und „Lichtungen“ gelesen, ich halte nur fest, wie armselig da manche Arbeiten daher kommen!
So beginnt der Gedichtband mit einem Gedicht, das ins Kroatische übersetzt wurde, geht weiter mit Übersetzungen ins Polnische, in Ungarische, französisch und spanisch ergänzen die Bandbreite der lyrischen Bedeutung des Autors. Ja, er ist wirklich ein Europäer! Ein Reisender in Europa, zu Europa! Welch Fülle an Gedanken, an Eindrücken, an Zustimmung ist da zu finden. Ein Liebender ist zu erahnen. Einer der die Welt liebt, die Menschen, die Schöpfung, der darunter leidet, dass die Nachgeborenen sowenig damit anfangen können. Der seine Grenzen erkennt und die Konsequenz daraus gezogen hat: Schöpfst Du den Trunk noch/schöpfst/dir ins Dunkel den Sternrest/bringst die erloschenen Gedanken/mit schilfigen/Händen/und grabend im Moder /(Konturen erahnend)/wohl wissend/dass kaum ...
Dann geht es weiter mit dem Niemands-, Träume- und Schweigebaum an den du dir den Strahl hängst, wohl wissend, dass nimmer ... Das ist eine Einstimmung auf die Ruhe, die Zurückgezogenheit, aber nicht auf ein Ende, das womöglich zu befürchten sei. Nein, Furcht gibt es in den Gedichten von Titus nicht. Sehr wohl aber Zuversicht, Vertrauen, auch Gottvertrauen, Liebe. Und eine Schönheit der Sprache, die natürlich nicht dem Mainstream entsprechen mag. Aber was ist schon „modern“! Ein Gedicht muss schön sein schrieb Peter von Matt einmal. Und meinte damit den Luxus, der die Lyrik ausmacht. Ja, verehrte Leser, dieses Buch ist ein Luxusprodukt. Da drinnen ist purer Luxus verborgen. Ein Luxus an Sprache, an Bildern, an Schönheit, an Wahrhaftigkeit, an Zuversicht. An allem eigentlich, was uns zur Lyrik greifen lässt. Dabei bleiben die Texte nie beliebig! Titus Lantos scheut sich nicht vor der Stellungnahme, vor der Zeugnislegung. Seine Gedichte aus und zu Asien (Seite 72 bis etwa Seite78) aber auch viele andere Stellen zeugen davon, dass Lantos nicht der Reisende mit der Leica vorm Bauch ist, sondern mit offenem Herzen durchgeht, aufnimmt, anschaut, ins Herz schließt. Ja, er hat diese Welt in sein Herz geschlossen, es ist immerhin diese Welt, die uns als Schöpfung übergeben wurde und davon auch zeugt Titus in seinen Versen.
Es bleibt zu hoffen, dass dieses Buch kein Abschluss ist, sondern eine Etappe, eine Zwischenstation. Ich bin überzeugt, Titus hat noch  Vieles in seinem Fundus, aber auch in seinem Herzen, das herausdrängt, das zu Papier gebracht werden sollte. Lieber Freund, lass deine Freunde nicht zu lange darauf warten!

Hans Bäck


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