Es
ist an der Zeit, ich muss wieder einmal für die Literatur das Wort ergreifen.
Es tut sich ja einiges: Das Bücherfrühjahr war sehr erstaunlich, eine Fülle an
Neuerscheinungen am Buchmarkt! Der aufmerksame Leser wird vielleicht
konstatieren, dass doch immer wieder die seit Jahren bekannten Namen
aufscheinen. Sehr produktiv scheinen die arrivierten Kollegen zu sein! Oder
haben die Verlage „Schieß“ davor, neue auszuprobieren? Jedenfalls, ja, die
Literatur lebt in Österreich und das ist schön so. Auch wenn manche meinen, der
Deutschunterricht in Österreichs Schulen verhindere die Literatur. Nun ja, ein
wenig kann da schon was dran sein, denn wenn Absolventen einer BHS (als mit
Matura) erklären, Rilke sage ihnen eigentlich nichts, so erfasst mich Trauer.
Trauer darüber, wer es wagt, unserem Nachwuchs solches vorzuenthalten! Wissen
diese (Un-)Bildungpolitiker, diese Lehrkräfte eigentlich was sie da anrichten?
Mir unbegreiflich! Ich zitiere Konrad Paul Liessmann: „Literarische Bildung
lebt von der Fiktion, dass es Bücher gibt, deren Lektüre uns verändern kann“
Wenn wir uns erinnern, was wir seinerzeit gelesen haben, wieviel, welche
Gattungen, welche Schriftsteller, alles was uns unterkam haben wir gelesen und
siehe da: es hat uns keinesfalls geschadet. Liessmann behauptet auch, die
persönlichkeitsverändernde Kraft der Literatur geht unmerklich vonstatten,
folgt keinen Zielvorstellungen und ist deshalb auch nicht kontrollier- und
prüfbar![1] Das
ist es ja, wenn nicht mehr kontrolliert werden kann! In unserer Zeit in der
alles messbar gemacht werden muss! Von wem eigentlich?
Doch
das wäre ein ganz anderer, umfangreicher Newsletter, der sich auch mit
Literatur beschäftigen müsste. Ein andermal vielleicht.
Diesmal
keine weiteren literarischen Träumereien, sondern konkrete Hinweise auf
Literatur, die geschieht und zwar vor unserer Haustüre (damit niemand einen
Ausrede hat, „bei uns geschieht ja nichts“). Also:
Am
16. Mai 2019 um 19h im Kulturzentrum Kapfenberg.
Hannelore
Valencak sie verstarb 2004 und Herbert Zinkl lebt
noch in Graz, beide Jahrgang 1929. Zwei verdiente und hochgelobte
Schriftsteller einer Zeit, in der die Literatur noch einen anderen Stellenwert
in der Öffentlichkeit hatte als heute. Der Literaturkreis Kapfenberg hat auch
die Aufgabe, das Gedenken an wichtige Dichter aufrechtzuerhalten. Was haben wir
den Beiden an wertvollen Büchern zu verdanken! Welchen Mut hatte man damals in
der Steiermark, um 1954 mit dem schmalen Band „Vier Junge Kapfenberger“ die
beiden Jubilare und zusätzlich Otto Eggenreich und Willi Kandlbauer in einer
Erstveröffentlichung vorzustellen! Neue Autoren haben es heute ungleich
schwerer, um im Literaturbetrieb Fuß zu fassen. Aber es stimmt schon, heute
schreiben auch weitaus mehr Menschen, die naja, ... Jedenfalls bei manchem was
da neu geschrieben wird, habe ich den Eindruck, gelesen haben die auch nichts.
Zumindest nichts, was beispielsweise Lyrik angeht. Sonst könnte es ja nicht
sein, dass die unendliche Blümchen- und Jahreszeitenlyrik noch immer fröhliche
Urständ feiert. Aber auch das ist wieder eine andere Geschichte.
Zurück
zu Hannelore Valencak und Herbert Zinkl: Am Donnerstag, dem16. Mai wollen wir
das Werk der beiden Schriftsteller wieder in Erinnerung rufen. Ein wenig aus
dem Leben erzähle, Texte bringen und auf die Bücher hinweisen – wo wir schon
wieder das nächste Problem haben: Einzig von Hannelore Valencak ist noch ein
einziges Werk im Buchhandel erhältlich (Ein fremder Garten)! Alle anderen
Bücher sind nur mehr antiquarisch zu bekommen, es wird also leider keinen
Büchertisch bei dieser Veranstaltung geben. Schade, denn die Bücher wären es
wert und notwendig jetzt wieder gelesen zu werden!
In
eigener Sache darf ich auch noch etwas ankündigen: Am 7. Juni findet im „Salon
Baumann“ in Kapfenberg, Wienerstraße 22 (gegenüber der Volksschule
Stadt) das nächste literarische Kabarett statt:
„Frau agiert, Mann reagiert“
mit
Musikbegleitung. Ja, verehrte Empfänger dieses Newsletters: In einem
Friseursalon! Frau Baumann will ihre Kunden nicht nur äußerlich verschönern,
sondern auch etwas zur inneren Verschönerung beitragen. Das ist keine
geschlossene Veranstaltung, sondern es ist jede und jeder herzlich eingeladen,
unsere kleinen Bosheiten anzuhören. Seien Sie versichert, Sie Ihren Spaß haben!
Und da in einem Friseursalon viele Spiegel dazu gehören, lassen Sie sich auch
von uns einen Spiegel* vorhalten – wer weiß, vielleicht findet man sich wieder?
Im
Heft Nr. 191/192 „Podium“ vom April 2019 ist eine Rezension dieses Buches
enthalten. Diese hat uns so erfreut, dass ich sie hier gerne wiedergebe – auch
in der Hoffnung, sie animiert zusätzlich Interessenten diese Veranstaltung zu
besuchen:
„Volitiva/Andrea Lammer/Hans Bäck:
Frau agiert/Mann reagiert,
Eigenverlag Kapfenberg
2018 183 Seiten, € 13.33
Als wortbrüchig gewordene Rezensentin war ich noch nie
so vergnügt beim Schreiben einer Buchkritik. Hatte geschworen niemals ein Buch
zu rezensieren, dass im Eigenverlag erschienen ist.
Sag niemals nie und ich bin eben auch nur ein Mensch!
Obendrein heißt es heute „self publishing“! Das klingt ebenso wie „edition
federkiel“ oder „Klappentextverlag“.
Das Autorenduo in Mann/Frau-Ausführung gehört
mitgliedstechnisch dem Europa Literaturkreis Kapfenberg an. Wobei der männliche
Duopartner sogar Gründungsmitglied eben dieses Literaturkreises ist. Es tritt
auch literaturkabaretistisch gemeinsam mit dem Akustikgitarristen
Wolfgang Leitner auf.
Wer essenzielle Erkenntnisse aus literarischen
Ergüssen erwartet, kommt bei dem Buch voll auf seine bzw. ihre Rechnung,
vorausgesetzt er oder sie ist ein humorvoller Zeitgenosse, ungegendert. Frau
ist Frau und Mann ist Mann und sie benötigen einander wie Schraube und
Mutter. Das ist so ernst wie heiter.
Das Duo nimmt das Selbstwertsteigerungsverhalten von
Frau und Mann heutzutage auf die Schaufel, spielt lustvoll mit Klischees
Ping-Pong und bringt auch hartgesottene Literaturaffine zum Lachen. Ein Gedicht
von Franz Schuh findet sich auch im Buch, mit korrekter Zitation, womit der
Mehrwert, ein weiteres Buch zwecks lebenslanger Erkenntnissuche zu erwerben,
gegeben ist.
So richtig von Herzen bösartig sind die Teste und
urlustig tiefschürfend gleichzeitig. Wer es nicht ganz glaubt, ein Körnchen
Wahrheit ist in der Rezension hundertprozentig enthalten.
Doris Kloimstein
Im Heft 191/192 der Zeitschrift „Podium“ Ausgabe April
2019“
Soweit
die Rezension – neugierig geworden? Fein, dann sehen wir uns am 6. Juni.
Sollten Sie an diesem Tag keine Zeit haben, schade, aber kein Beinbruch.
Ziemlich sicher gibt es im August noch einen weiteren Auftritt, dann aber in
Thörl. Dazu aber zu gegebener Zeit mehr.
· Apropos
Spiegel: Unsere Kulturnachbarn am Georgiberg in Kindberg feiern am 15. Mai in
der Galerie K in Kindberg um 19h30 Hommagen an die „Spiegelhalterin“ mit
Ausstellung von Objekten von 28 Künstlern und am 17. Mai um 18h am Georgiberg
das 25 Jahresjubiläum des Georgibergvereins.
· Und
unser Freund Krammer Franz öffnet im Zuge der Aktion „Tag der offenen
Ateliertüre“ auch seine Werkstatt! Am Sonntag, dem 26. Mai von 9h bis 21h in
Stanz Nr.197!
Für
heute, sehr geehrte Literaturinteressierte danke für das Interesse und auf ein
Wiedersehen am 16. Mai und am 6. Juni!
Herzlichst
Euer
Hans
Bäck
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