Samstag, 11. Mai 2019

Literaturnewsletter 2019/1



Es ist an der Zeit, ich muss wieder einmal für die Literatur das Wort ergreifen. Es tut sich ja einiges: Das Bücherfrühjahr war sehr erstaunlich, eine Fülle an Neuerscheinungen am Buchmarkt! Der aufmerksame Leser wird vielleicht konstatieren, dass doch immer wieder die seit Jahren bekannten Namen aufscheinen. Sehr produktiv scheinen die arrivierten Kollegen zu sein! Oder haben die Verlage „Schieß“ davor, neue auszuprobieren? Jedenfalls, ja, die Literatur lebt in Österreich und das ist schön so. Auch wenn manche meinen, der Deutschunterricht in Österreichs Schulen verhindere die Literatur. Nun ja, ein wenig kann da schon was dran sein, denn wenn Absolventen einer BHS (als mit Matura) erklären, Rilke sage ihnen eigentlich nichts, so erfasst mich Trauer. Trauer darüber, wer es wagt, unserem Nachwuchs solches vorzuenthalten! Wissen diese (Un-)Bildungpolitiker, diese Lehrkräfte eigentlich was sie da anrichten? Mir unbegreiflich! Ich zitiere Konrad Paul Liessmann: „Literarische Bildung lebt von der Fiktion, dass es Bücher gibt, deren Lektüre uns verändern kann“ Wenn wir uns erinnern, was wir seinerzeit gelesen haben, wieviel, welche Gattungen, welche Schriftsteller, alles was uns unterkam haben wir gelesen und siehe da: es hat uns keinesfalls geschadet. Liessmann behauptet auch, die persönlichkeitsverändernde Kraft der Literatur geht unmerklich vonstatten, folgt keinen Zielvorstellungen und ist deshalb auch nicht kontrollier- und prüfbar![1] Das ist es ja, wenn nicht mehr kontrolliert werden kann! In unserer Zeit in der alles messbar gemacht werden muss! Von wem eigentlich? 
Doch das wäre ein ganz anderer, umfangreicher Newsletter, der sich auch mit Literatur beschäftigen müsste. Ein andermal vielleicht.
Diesmal keine weiteren literarischen Träumereien, sondern konkrete Hinweise auf Literatur, die geschieht und zwar vor unserer Haustüre (damit niemand einen Ausrede hat, „bei uns geschieht ja nichts“). Also:
Am 16. Mai 2019 um 19h im Kulturzentrum Kapfenberg. 
Hannelore Valencak sie verstarb 2004 und Herbert Zinkl lebt noch in Graz, beide Jahrgang 1929.  Zwei verdiente und hochgelobte Schriftsteller einer Zeit, in der die Literatur noch einen anderen Stellenwert in der Öffentlichkeit hatte als heute. Der Literaturkreis Kapfenberg hat auch die Aufgabe, das Gedenken an wichtige Dichter aufrechtzuerhalten. Was haben wir den Beiden an wertvollen Büchern zu verdanken! Welchen Mut hatte man damals in der Steiermark, um 1954 mit dem schmalen Band „Vier Junge Kapfenberger“ die beiden Jubilare und zusätzlich Otto Eggenreich und Willi Kandlbauer in einer Erstveröffentlichung vorzustellen! Neue Autoren haben es heute ungleich schwerer, um im Literaturbetrieb Fuß zu fassen. Aber es stimmt schon, heute schreiben auch weitaus mehr Menschen, die naja, ... Jedenfalls bei manchem was da neu geschrieben wird, habe ich den Eindruck, gelesen haben die auch nichts. Zumindest nichts, was beispielsweise Lyrik angeht. Sonst könnte es ja nicht sein, dass die unendliche Blümchen- und Jahreszeitenlyrik noch immer fröhliche Urständ feiert. Aber auch das ist wieder eine andere Geschichte.
Zurück zu Hannelore Valencak und Herbert Zinkl: Am Donnerstag, dem16. Mai wollen wir das Werk der beiden Schriftsteller wieder in Erinnerung rufen. Ein wenig aus dem Leben erzähle, Texte bringen und auf die Bücher hinweisen – wo wir schon wieder das nächste Problem haben: Einzig von Hannelore Valencak ist noch ein einziges Werk im Buchhandel erhältlich (Ein fremder Garten)! Alle anderen Bücher sind nur mehr antiquarisch zu bekommen, es wird also leider keinen Büchertisch bei dieser Veranstaltung geben. Schade, denn die Bücher wären es wert und notwendig jetzt wieder gelesen zu werden!
In eigener Sache darf ich auch noch etwas ankündigen: Am 7. Juni findet im „Salon Baumann“ in Kapfenberg, Wienerstraße 22 (gegenüber der Volksschule Stadt) das nächste literarische Kabarett statt: 
„Frau agiert, Mann reagiert“
mit Musikbegleitung. Ja, verehrte Empfänger dieses Newsletters: In einem Friseursalon! Frau Baumann will ihre Kunden nicht nur äußerlich verschönern, sondern auch etwas zur inneren Verschönerung beitragen. Das ist keine geschlossene Veranstaltung, sondern es ist jede und jeder herzlich eingeladen, unsere kleinen Bosheiten anzuhören. Seien Sie versichert, Sie Ihren Spaß haben! Und da in einem Friseursalon viele Spiegel dazu gehören, lassen Sie sich auch von uns einen Spiegel* vorhalten – wer weiß, vielleicht findet man sich wieder?
Im Heft Nr. 191/192 „Podium“ vom April 2019 ist eine Rezension dieses Buches enthalten. Diese hat uns so erfreut, dass ich sie hier gerne wiedergebe – auch in der Hoffnung, sie animiert zusätzlich Interessenten diese Veranstaltung zu besuchen:
 „Volitiva/Andrea Lammer/Hans Bäck:
Frau agiert/Mann reagiert, 
Eigenverlag Kapfenberg
2018 183 Seiten, € 13.33

Als wortbrüchig gewordene Rezensentin war ich noch nie so vergnügt beim Schreiben einer Buchkritik. Hatte geschworen niemals ein Buch zu rezensieren, dass im Eigenverlag erschienen ist.
Sag niemals nie und ich bin eben auch nur ein Mensch! Obendrein heißt es heute „self publishing“! Das klingt ebenso wie „edition federkiel“ oder „Klappentextverlag“.
Das Autorenduo in Mann/Frau-Ausführung gehört mitgliedstechnisch dem Europa Literaturkreis Kapfenberg an. Wobei der männliche Duopartner sogar Gründungsmitglied eben dieses Literaturkreises ist. Es tritt auch literaturkabaretistisch gemeinsam mit dem Akustikgitarristen  Wolfgang Leitner auf.
Wer essenzielle Erkenntnisse aus literarischen Ergüssen erwartet, kommt bei dem Buch voll auf seine bzw. ihre Rechnung, vorausgesetzt er oder sie ist ein humorvoller Zeitgenosse, ungegendert. Frau ist Frau und Mann ist Mann und sie benötigen einander wie Schraube und  Mutter. Das ist so ernst wie heiter.
Das Duo nimmt das Selbstwertsteigerungsverhalten von Frau und Mann heutzutage auf die Schaufel, spielt lustvoll mit Klischees Ping-Pong und bringt auch hartgesottene Literaturaffine zum Lachen. Ein Gedicht von Franz Schuh findet sich auch im Buch, mit korrekter Zitation, womit der Mehrwert, ein weiteres Buch zwecks lebenslanger Erkenntnissuche zu erwerben, gegeben ist.
So richtig von Herzen bösartig sind die Teste und urlustig tiefschürfend gleichzeitig. Wer es nicht ganz glaubt, ein Körnchen Wahrheit ist in der Rezension hundertprozentig enthalten.

Doris Kloimstein
Im Heft 191/192 der Zeitschrift „Podium“ Ausgabe April 2019“

Soweit die Rezension – neugierig geworden? Fein, dann sehen wir uns am 6. Juni. Sollten Sie an diesem Tag keine Zeit haben, schade, aber kein Beinbruch. Ziemlich sicher gibt es im August noch einen weiteren Auftritt, dann aber in Thörl. Dazu aber zu gegebener Zeit mehr.
·      Apropos Spiegel: Unsere Kulturnachbarn am Georgiberg in Kindberg feiern am 15. Mai in der Galerie K in Kindberg um 19h30 Hommagen an die „Spiegelhalterin“ mit Ausstellung von Objekten von 28 Künstlern und am 17. Mai um 18h am Georgiberg das 25 Jahresjubiläum des Georgibergvereins.
·      Und unser Freund Krammer Franz öffnet im Zuge der Aktion „Tag der offenen Ateliertüre“ auch seine Werkstatt! Am Sonntag, dem 26. Mai von 9h bis 21h in Stanz Nr.197!
Für heute, sehr geehrte Literaturinteressierte danke für das Interesse und auf ein Wiedersehen am 16. Mai und am 6. Juni!

Herzlichst Euer
Hans Bäck

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