Die Monatskolumne von
Hans Bäck
Für die Schriftsteller gibt es dank der
Interessensvertretung „IG Autoren - Österreich“ eine Honorarordnung. In der ist
verbindlich festgelegt, welche Honorare Autoren bei Lesungen bekommen sollten.
Ein frommer Wunsch! Dabei sind diese Honorare lächerlich
niedrig!
Man sollte meinen, dass gerade dort, wo Lesungen von
öffentlichen Institutionen veranstaltet werden, das Einhalten der Richtlinien
normal ist. Aber was ist in Österreich schon normal? Normal ist es jedenfalls,
dass es kaum einmal Honorare gibt, die auch nur annähernd an die Sätze der IG
Autoren herankommen.
„Ihr bekommt eh
Subventionen“
oder
„Es gibt ja den
Verkauf der Bücher“
und so weiter.
Man sollte wirklich überlegen, ob wir Autoren das Spiel mit
uns noch machen lassen.
Es gibt ja nicht nur die Schreibenden, was ist mit den
Bildenden Künstlern, den Musikern? Dürfen sie alle froh sein, ausstellen zu
können, ihre Musik zu machen oder werden diese Kollegen anständig honoriert?
Anständig!
Kein Mensch käme auf die Idee, einem Gewerbebetrieb für eine
Leistung, wie meinetwegen Beheben eines Wasserohrbruches in einem Kulturzentrum
zu sagen, „du darfst anstelle einer Rechnung deine Firmentafel vor dem Gebäude
aufstellen, dann sehen alle, wie du arbeitest“
Nur bei den Kunstschaffenden ist es selbstverständlich, sie
schamlos auszubeuten:
„Die sollen froh sein, dass wir ihnen die Möglichkeit geben
auszustellen, zu lesen, zu musizieren, ...“
Geschätzte Damen und Herren des institutionalisierten Kulturbetriebes,
das ist im höchsten Maße unanständig!
Wenn vom Mitarbeiter des Wirtschaftshofes verlangt würde, in
seiner Freizeit ohne Überstundenbezahlung im Veranstaltungssaal die Sessel
aufzustellen, wäre der Personalvertreter in der nächsten Minute beim
Bürgermeister, und keine Rede davon, dass dies gratis zu geschehen habe. Aber
mit den Künstlern kann man so verfahren. Obwohl man vielleicht im Innersten
weiß, das ist auch unanständig, nur da kommt halt kein Betriebsrat, keine
Gewerkschaft.
Ja, was könnte die IG Autoren machen? Diese Veranstalter auf
eine „schwarze Liste“ setzen? Wäre eine Möglichkeit!
Doch und hier wird es
nun wirklich ärgerlich:
Die Betroffenen, die Künstler, die Autoren (die besonders),
die Maler, die Fotografen, die Musiker (die noch am wenigsten), setzen sich
nicht zur Wehr, sie gehen hin und lesen und stellen aus und arbeiten. In der
Hoffnung, wenigstens mit einem Gulasch und einem Bier abgespeist, vielleicht im
Rahmen der Eröffnung, Vernissage usw mit dem maßgeblichen Kulturpolitiker
fotografiert und im Lokalteil der Zeitung veröffentlicht zu werden.
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Wir unterlaufen selbst
alle Bemühungen unserer Standesvertretung, für uns anständige Honorare zu
vereinbaren, wenn wir immer wieder nachgeben. Ganz besonders arg wird es zu der
Zweit, wo die Neuerscheinungen auf den Markt kommen. Da überschwemmen die
Autoren die Wirtshäuser, Cafés, Buschenschänken usw. mit Lesungen aus ihren
neuen Büchern, ohne nur daran zu denken, das angemessene und zustehende Honorar
zu vereinbaren. „Weil man ja froh sein muss, das uns der Wirt die Möglichkeit
gibt, bei ihm zu lesen.“ So die Standardausrede. Wir dem „Wirtn“, dem
Veranstalter aber mit unserer Lesung zusätzliche Gäste bringen, die sonst nie
kommen würden, daran möchte er (der Wirt) nicht erinnert werden.
Nein, keine weiteren Steine auf diese Veranstalter: Jedem
Einzelnen sei Dank, wenn er seine Räume für Autoren oder Maler/Fotografen
öffnet – wir müssen froh sein, dass es das gibt, denn wenn wir auf die so
genannte Öffentliche Hand warten würden, dann ...
Was aber am Problem an sich, nichts ändert:
Es gibt die Honorarrichtlinien und kaum einer hält sich
daran. Natürlich die viel gepriesenen Großschriftsteller, die lesen ohne
Honorar überhaupt nicht und zu den Mindestsätzen der IG Autoren auch nicht –
Recht haben sie! Nur wir kleine Würschteln, wir lassen uns mit dem berühmten
Gulasch und Bier abspeisen – selber schuld sind wir aber auch!
Ich meine: Keine Lesung ohne das zugesicherte Honorar, das
die IG Autoren für uns vereinbart hat! Wenn die Finanzpolizei mit Recht
dahinter ist, dass die Billigarbeitskräfte aus Niedriglohnländern nicht bei uns
arbeiten/pfuschen, so hat das auch für uns selbst zu gelten. Jede Autorin,
jeder Autor, der sich nicht an die Vereinbarungen und Richtlinien unserer
Interessensvertretung hält, ist unsolidarisch, ist unfair!
Und jeder Veranstalter, der von uns verlangt, unter den
vereinbarten Richtsätzen zu lesen, handelt unanständig, beutet die
Kulturschaffenden schamlos aus!
Ob es etwas hilft? Demnächst erscheinen wieder Bücher von
Autoren, die froh sind, einen Verlag gefunden zu haben, der ihr Buch „machte“
und nun soll der Verlag auch noch Lesungen für den Autor organisieren? Ja, das
soll er und das muss er auch, vertraglich meist vereinbart. Aber welcher Verlag
irgendwo in den Weiten Deutschlands hat die Möglichkeit für seinen Autor aus
den Gebirgen Österreichs eine Lesung zu organisieren? Seien wir ehrlich zu uns
selbst, das wird es kaum geben, da müssen wir Autoren schon selber auch mit
Hand anlegen. Unsere Lesungen organisieren, aber daran denken, solidarisch mit
unseren Kollegen zu sein und Honorare verlangen!
Ein frommer Wunsch? Ich weiß, demnächst wird es die Lesungen
wieder geben, wo eine Neuerscheinung in einem Hinterzimmer vorgestellt wird. Die
Autorin, der Autor ist froh, wenn drei oder gar vier Bücher verkauft werden,
denn immerhin, davon werden vom Verlag dann € 1,57/Buch angewiesen. Damit ist
eine monatelange Arbeit im stillen Kämmerlein, mit unendlichen
Korrekturarbeiten, Lektoraten und vorausgehenden Recherchen vollkommen und
ausreichend bezahlt!
Kulturarbeit war immer schon Selbstausbeutung!
Ein heute, überaus grantiger
Hans Bäck
verabschiedet sich bis Ende März!
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