Dienstag, 20. März 2018

"Franz - eine Karriere" - Eine Buchrezension

von Manfred Chobot
"Franz - eine Karriere"
Erzählungen, Löcker Verlag ISBN 978-3-85409-846-1

Manfred Chobot, ein 70er – endlich oder schon? Je nach dem, was man von seinen neuesten Erzählungen erwartet. Ist er endlich altersbedingt in der Banalität angekommen oder hat er schon die Weisheit des Alters erreicht?
Genau so reißt es den Leser und auch den Rezensenten hin und her. Die Banalität des absurden Alltags oder sind es die Erkenntnisse und Weisheiten, die den Alltag so literarisch machen können?
Eines steht fest: Manfred Chobot, es ist ihm nichts Böses unter der Sonne fremd, und es ist ihm nichts unglaublich genug, um es nicht erzählerisch zu verwerten. Es ist ihm auch nichts banal, gewöhnlich, absurd, unverständlich genug, um es nicht in eine Form zu bringen.
Da denkt der Leser einmal, na was soll denn die Geschichte mit einem „gewissen Fräulein Else“? Das Fräulein wurde ja schon in den achtziger Jahren abgeschafft, war doch eine der ersten Leistungen gewisser Frauenministerinnen, und nun plaudert da eine anscheinend höchst attraktive Blondine im Internetslang des Jahres 2018 seitenlang als Fräulein daher. Damit sind wir mittendrin in den Chobot’schen Absurditäten. Alltag, Business, Urlaub am Gardasee, nackt am Marmorboden liegend, und für den Samenspender – den Dad - soll sie schnellstens 30 000 Euro auftreiben, sonst landet der – wo denn sonst – im Knast. Wie und ob?  Nein, selber lesen!
Anna und Maria, das uralte Spiel – auch das literarische – mit Zwillingen! Nicht erst die Zwillinge Editha und Mimi Pastrè des Herrn von Doderer kommen da in Erinnerung. Und wie sich die Ereignisse gleichen ohne als Kopie zu erscheinen! Beide nein, im Vergleich muss man sagen, alle vier Zwillinge gehen mit ihrer Verehrern ins Bett und es werden keine Unterschiede erkannt – sind die Männer wirklich so blind, wenn es um die wichtigste Neben- und Hauptsache geht? Anscheinend. Schade, dass der Zeuger der Kinder von Anna und - oder war es doch die Maria – sich auf der letzten Seite so in Luft auflöst. Da könnte man sich noch viele Verwicklungen erwarten!
Der titelgebende Franz! Da wird der Alltag zur absoluten Perversion! Eine so alltägliche Geschichte, sie wäre selbst dem Österreichischen Massenblatt („Schau in die ...“) keine fünf Zeilen wert wäre, die aber in der Alltäglichkeit erschreckend und grausam ist. Die Karriere des Franz, mein lieber Leser, wenn DIE dich einmal haben, dann brauchst du Glück und Massel, um DA wieder herauszukommen.
Dann, einen noch. Es wären ja zehn weitere Helden des Alltags, aber ich will dem Leser die Entdeckerfreude nicht nehmen, also, einen noch. Den nämlich, dem wir, der Manfred Chobot, der Hannes Vyoral, ich und Dutzende weiterer Autoren hoffen nie zu begegnen. Da das Verlagswesen an sich eine saubere und seriöse Angelegenheit ist, kann man davon ausgehen, dass Herr Horst und seine Damen Alpha, Beta, Gamma, Delta, Lambda natürlich nur herhalten müssen, um dem Autor das notwendige Personal zu liefern. Mit erfolgreichen oder weniger erfolgreichen Verlegern hat das absolut nichts zu tun, das sei gleich einmal klar gestellt. Wie heißt es im Vorwort jedes Romans, der etwas auf sich hält? „Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist rein zufällig und hat nichts mit der Wirklichkeit zu tun...“ Also, Horst, der erfolgreiche Verleger, Hinleger könnte man auch sagen, der die Heirat seines Sohnes mit seiner eigenen Geliebten Gabriela arrangierte,  es fällt dem Rezensenten noch einmal Doderer ein. „Die Merowinger“ - gut so weit lässt es die knappe Form der Erzählung nicht zu, aber auch in diesen wenigen Seiten ist die unendliche Kongruenz der österreichischen Schriftsteller unübersehbar und wird zum Vergnügen.
13 Erzählungen sind es diesmal, Manfred Chobot schreibt ja weiter, fliegt wieder nach Fuerteventura um ungestört schreiben zu können. Also, heißt es nur ein wenig warten, um die nächsten 10, 12 oder 15 Erzählungen in den Händen zu halten. Immerhin, er ist ja erst 70 gewesen, da können wir noch einiges erwarten!

Hans Bäck
Kapfenberg


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